Mittwochabend, die Kantonsschule Frauenfeld wirkt fast verwaist. Nur in der Turnhalle herrscht Betrieb. Volleyballnetze sind gespannt, Bälle fliegen, Zurufe hallen. Hier trainieren Jugendliche, die freiwillig mehr Zeit in Schulsport investieren.
Grosses Kursangebot, sinkende Teilnehmerzahlen
Das Angebot ist vielfältig: Neben Volleyballkursen und Pilates gibt es den Sportkletterkurs, das Ski- und Tourenlager, das Volleyball-Weihnachtsturnier sowie einen beliebten Fitnessraum. Manche Kurse sind Tradition, andere kommen und gehen – je nachdem, welches spezielle Fachwissen im Team der Sportlehrpersonen vorhanden ist. Auffällig ist jedoch: Die Teilnehmerzahlen sind rückläufig. Sportlehrer Tino Flühmann, der den Volleyballkurs für Fortgeschrittene leitet, erklärt das nicht mit schulischer Überlastung, sondern mit den Verlockungen der digitalen Möglichkeiten und dem Druck, in sozialen Medien präsent zu sein, was viel Energie bindet.
Warum sich Jugendliche dennoch für die Kurse einschreiben, liegt auf der Hand. «Die Stimmung ist gut, man erlebt Sport mit Gleichgesinnten, entwickelt sich weiter und hat Spass», sagt Flühmann. Besonders im Volleyball ist das sichtbar: gemischte Teams, spürbare Fortschritte, grosse Motivation. Anders als im Grundlagenfach, wo Lehrpersonen häufig eingreifen und arrangieren müssen, herrscht hier eine eigene Dynamik. Das Niveau ist höher und die Lernbereitschaft grösser – weil alle aus eigenem Antrieb dabei sind.
Freikurse verbinden Jahrgänge, Abteilungen und Geschlechter
Bei Pilates steht die Gesundheit im Vordergrund, beim Volleyball das gemeinsame Spielen, beim Klettern die persönliche Herausforderung. Immer aber werden spezifische persönliche Bedürfnisse befriedigt – das macht den Reiz aus. Dass Freiwilligkeit Selbstständigkeit fördert, zeigt die Geschichte einer Klettergruppe, die mangels offiziellem Lager kurzerhand selbst ein Camp organisierte. Und auch nach der Schulzeit wirken die Freifächer nach: Ehemalige Volleyballerinnen und Volleyballer tauchen gelegentlich wieder in der Halle auf, andere schliessen sich Vereinen an. Die Angebote werden so zu einer Brücke zwischen Schulwelt und dem Alltag ausserhalb der Kanti.
Die Chancen reichen über Sport hinaus: Freikurse verbinden Jahrgänge, Abteilungen und Geschlechter. «Es ist sehr wichtig, dass es dieses Angebot gibt», betont Flühmann. «Es entspricht dem Leitbild der Schule, dass das Schulleben auch ausserhalb des Unterrichts gestaltet wird.» Wer freiwillig teilnimmt, gestaltet mit, erlebt Gemeinschaft und stärkt die eigene und die Schulidentität.
Freikurse könnten Schulidentität noch stärker prägen
Für die Zukunft wünscht sich Flühmann, dass die freiwilligen Sportangebote nicht abgebaut, sondern noch stärker als Instrument der Schulidentität genutzt werden. Die Zusatzangebote im Schulsport bieten einen Raum, in dem Motivation wächst, Gemeinschaft gelebt und Identität gestärkt wird. Wenn Jugendliche freiwillig in Bewegung kommen, zeigt das: Schule kann mehr sein als Pflicht – sie kann Begeisterung ermöglichen.
Text: Dimitrije Prica
