Flora, was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deine Kanti-Zeit zurückdenkst?
Als erstes kommen mir die diversen Tätigkeiten in den Sinn, die ich neben den Lektionen an der Schule ausgeübt habe. Ich habe zum Beispiel in der Mediothek gearbeitet, was einer der coolsten Jobs ever war. Ich liebte die gemütliche Atmosphäre und schätzte diesen Rückzugsort auf dem Campus der Kanti sehr. Meine Aufgaben waren das Einfassen von Büchern, Hilfe bei der Ausleihe sowie die Unterstützung der SchülerIinnen bei der Suche nach passender Lektüre. Was auch unvergessen bleibt, ist mein eigener letzter Schultag. Wir waren ein Organisationsteam mit ein paar Harry-Potter-Besessenen und so lag das Thema des Tages auf der Hand. Es war eine tolle Erfahrung, mit meinem Jahrgang diesen Tag genauso zu planen und durchzuführen, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Klar, es war ein grosser Aufwand neben all den Vorbereitungen für die Maturaprüfungen, aber wir wurden unter anderem mit einem wunderschönen Sommertag belohnt.
Wie hat dich deine Kanti-Zeit geprägt und was hast du insbesondere mitgenommen?
Meine Schulzeit hat mein breites Interesse und meine Freude an diversen Fächern und Themen genährt. Ich war schon immer an vielem interessiert und konnte von der breiten Grundbildung und dem vielfältigen Angebot sehr profitieren. Es fiel mir nach meiner Matura schwer, mich auf ein einzelnes Studium festzulegen, da ich sehr an den Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Disziplinen interessiert bin und vernetztes Wissen als wertvoll empfinde. Das bietet nur die Kanti. Im Studium wird dann alles sehr spezifisch, da man in die Tiefe geht, was aber natürlich auch seinen Wert hat. Weiter habe ich an der Kanti Durchbeissen gelernt. Mathe und Physik lagen mir nicht so, aber es war gut, einen Weg finden zu müssen, mit diesen für mich herausfordernden Fächern umzugehen. Zudem schätzte ich sehr, dass es an der Kanti diverse Möglichkeiten zur Partizipation gibt. So war ich Teil des Redaktionsteams des damaligen Kanti-Magazins sowie des Schülerrates, wo ich erste Erfahrungen mit eigenen publizierten Texten und demokratischen Prozessen sammeln konnte. Ausserdem habe ich wichtige Freundschaften geschlossen, die bis heute andauern. In meinen Augen bietet die Kanti einen Raum, in dem man gemeinsam älter und reifer werden kann. Meine Mitgliedschaft in der Verbindung der Licornia eröffnete einen weiteren Raum dazu. Oh ja, und ganz wichtig – das kreative Schreiben. Es gab damals diesen Schreibwettbewerb namens Junge Texte und meine Deutschlehrerin Susanne Balmer ermunterte mich, einen Text einzureichen. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar. Meine Worte vor einem Publikum zu lesen war eine grosse Sache für mich und hat mir ein Grundvertrauen in meine Schreibkompetenz gegeben. Das kreative Schreiben begleitet mich weiterhin und auch hier in London habe ich einen Schreibkurs besucht.
Wo hättest du im Nachhinein mehr profitieren sollen?
Ich denke, ich habe sehr viel aus meiner Zeit an der Kanti herausgeholt, indem ich den Raum, der mir zur Verfügung gestellt wurde, aktiv genutzt habe. Ich kann nur weiterempfehlen, dass sich interessierte Schüler*innen über den Unterricht hinaus engagieren. Das sind wertvolle Entwicklungs- und Erfahrungsmöglichkeiten.
Gibt es etwas, das du in deiner Schulzeit bei uns vermisst hast?
In meinen Augen gibt es Potenzial für mehr politische Bildung sowie mehr Sensibilisierung für aktuelle gesellschaftliche Themen, die zum Beispiel mit Abstimmungen verbunden sind. Unser Geschichtslehrer Walter Schnyder zum Beispiel thematisierte jeweils vor den Abstimmungen die Unterlagen und schaffte Raum für dieses wichtige Entwicklungsthema.
Was wünschst du dir für eine Kanti für die nächsten Generationen?
Hmm, schwierige Frage. Ich persönlich fühlte mich immer wahrgenommen und ermutigt und wünsche mir, dass dies alle SchülerIinnen so empfinden. Es ist schön, dass in der heutigen Zeit immer mehr Fokus auf Inklusion und Diversität gelegt wird, und eine Schule sollte die damit verbundene soziale Verantwortung wahrnehmen. Wenn sich Schüler*innen im Bild, das die Kanti gegen aussen vermittelt, wiederfinden, dann ist schon sehr viel erreicht. Dass dies so ist, wünsche ich mir für die jetzigen und nächsten Generationen.
Autorin Janine Landolt-Spiegel
Über die Person
Flora Hausammann erlangte die Matura im Jahr 2015 (Schwerpunkt Spanisch);
Jus-Studium an der Universität Zürich inklusive Austauschsemester am King’s College London
King's College London (kcl.ac.uk)
Abschlüsse:
Bachelor und Master in Recht, Universität Zürich
Master in Transnational Law, King’s College London
zuletzt:
Praktikumim Legal Team der NGO Friends of the Earth in London
aktuell: Praktikum an der Direktion für Völkerrecht in Bern