"Heute ist ein besonderer Tag für viele von uns und der Anfang eines weiteren Lebensabschnitts. Die Welt, in der wir leben, ist voller Gefahren: Klimawandel und Naturkatastrophen, Konflikte und Kriege, Corona-Pandemie und Affenpocken. Und die Gefahr, im Unterricht beim Spielen am iPad erwischt zu werden.
Fragezeichen im Gesicht
Trotz all diesem haben wir es gemeistert, heute hier zu sein und unsere vielen Jahre an harter Arbeit mit unserem Abschluss zu feiern. Wir haben es geschafft. Es sind drei Jahre vergangen, seit wir an die Kanti gekommen sind und als die kleinen 1. Klässlerinnen und 1. Klässler starteten. Anfangs fand man uns verwirrt und mit Fragezeichen im Gesicht in den Schulgängen und Treppenhäusern herumirren, als seien wir auf den richtungswechselnden Treppen in Hogwards unterwegs. Wenigstens sind uns nach einiger Zeit die Corona Massnahmen erspart geblieben. Begonnen haben wir an der Kanti noch mit Masken im Unterricht und wir mussten mit Abstand sitzen. Kantiball, Konzerte, Besuchstage etc. waren nicht möglich. Das waren schwierige Anfangszeiten für uns. Vor allem auch, weil es auch noch kein Chat GPT gab.
Nachtschichten und Erholung im Unterricht
Um die 250 Prüfungen haben wir in den vergangenen drei Jahren geschrieben, dazu kamen Einträge ins BG-Buch, Tanzchoreografien, Orchesterproben und Mutproben, Referate, Praktikumswochen und die Selbstständige Arbeit. Das waren viele Stunden und viele Nachtschichten, die wir mit Lernen verbracht haben. Weil aber Schlaf so wichtig ist, haben einige diese Stunden während des Unterrichts nachgeholt.
Freundschaften fürs Leben
Die Zeit an der Kantonsschule bedeutet für mich Freundschaft, Lebenserfahrung und Wissen. Ich hoffe, dass unsere Freundschaften ein fester Bestandteil meines Lebens bleiben werden. Denn nicht unsere Noten, Beliebtheit, Likes oder Leistungen waren für unsere Freundschaften wichtig, sondern die Art von Menschen, die wir sind. Lebenserfahrungen haben wir bei verschiedenen Gelegenheiten gewonnen. Zum Beispiel als wir uns selbständig in Sprachaufenthalten durchschlagen mussten oder im Klassenlager, als wir lernten, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer zwar ein grosses Fachwissen haben, aber die Fahrprüfung heute vielleicht nicht mehr bestehen würden. Wir haben unermesslich viel Wissen angesammelt. Wieviel wir davon in unserem Leben brauchen, wird sich zeigen. Manches haben wir schon nach unserer letzten Prüfung wieder aus unserem Gedächtnis gelöscht.
Nie den Glauben an sich selbst verlieren
Für viele von uns endet heute die Zeit an der Kantonsschule. Einige von uns mit der Fachrichtung Pädagogik haben sich jedoch dazu entschieden, ihr Leben lang zur Schule zu gehen. Eine Zeit, die Charles Dickens gut auf den Punkt gebracht hat: „It was the best of times, it was the worst of times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness. Es waren die besten Zeiten, es waren die schlimmsten Zeiten, es waren Zeiten der Weisheit, es waren Zeiten der Torheit." Jetzt beginnen unsere Zeiten, in denen wir uns der Welt stellen, um unsere Leidenschaften zu finden und unsere Träume zu verwirklichen. Die Möglichkeiten erfolgreich zu werden, ist immer in unserer Reichweite. Seid euch bewusst, dass unsere Vorbilder ihre Leben so wie du und ich als gewöhnliche Personen begonnen haben. Wir werden Fehler machen und Misserfolge erleiden. Aber das Wichtigste ist, dass wir den Glauben an uns selbst nie verlieren."
Ausschnitte der Rede von Constanze Viereck (3fa), gehalten an der Abschlussfeier FMS/IMS am 23. Juni 2023.
Die Kanti Frauenfeld feiert die Erfolge ihrer FMS- und IMS-Absolventinnen und Absolventen
Über 100 Absolventinnen und Absolventen nahmen im Rahmen der Abschlussfeier letzten Freitag ihre Abschlusszeugnisse entgegen. Festlich angereichert von Orchester-, Klavier-, Gesangs- und Marimbaphon-Klängen, der Ansprache von Frater Laurentius und dem Rückblick aus Sicht einer Schülerin durch Constanze Viereck (3fa) überreichte Rektorin Chantal Roth die lang ersehnten Kuverts: 47 Absolventinnen und Absolventen erhielten ihren Fachmitteschulausweis, 57 den Fachmaturaausweis und 18 das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis inkl. Berufsmaturität. Mit dem Abschluss ihres schulischen Teils der Berufsausbildung wurden mit dieser Feier gleichzeitig 17 Absolventinnen und Absolventen der Informatikmittelschule in das Praktikumsjahr entlassen.
Für das jeweils beste Resultat bei den Abschluss- und Berufsmaturitätsprüfungen 2023 wurden Joëlle Staub, Klasse 3fa (Notenschnitt 5.46) sowie Davide Calabrese, Klasse 3i (Notenschnitt 5.39), je mit dem Jimmy-Bauer-Preis (Urkunde und Fr. 600.- in bar) ausgezeichnet.