Was geschieht mit Texten, wenn man einzelne Wörter oder ganze Sätze streicht? Wie verändert sich der Sinn? Entsteht sogar etwas ganz Neues?
Ausprobiert haben dies die Schülerinnen und Schüler der 1m-Klassen der Kanti Frauenfeld im Rahmen des diesjährigen Leseanlasses. Der Anlass war als Lyrikwerkstatt konzipiert; die Deutschlehrpersonen der 1m-Klassen haben drei Posten vorbereitet.
Seiten herausreissen ausdrücklich erlaubt
Einer hiess «Blackout Poetry». Auf den Tischen in den beiden Schulzimmern lagen stapelweise Bücher. Literarische Werke wie «Maria Stuart» von Schiller und «Tschick» von Herrndorf, aber auch alte Lehrmittel und neuere philosophische Sachbücher wie das bekannte von Richard David Precht: «Wer bin ich und wenn ja, wie viele?»
Die Schülerinnen und Schüler blätterten darin – und durften für einmal ganz offiziell Seiten herausreissen. Der Auftrag: Wörter und Sätze mit Schwarz durchzustreichen, um Gedichte zu schaffen. Entstanden ist so aus der Seite 134 des Jugendromans «Tschick» beispielsweise ein Gedicht mit dem Titel «Abschied»:
Der klassenübergreifende Leseanlass, der jeweils am Schuljahresende stattfindet, ist ein Projekt der Fachschaft Deutsch. Dabei treffen sich alle 1m-Schülerinnen und Schüler, um gemeinsam ein Thema aus dem Deutschunterricht zu vertiefen. Daneben geht es aber immer auch darum, neue Kontakte über Klassengrenzen hinweg zu knüpfen.
21 Gedichte als Namen für 21 Gruppen
Aus diesem Grund haben die Lehrpersonen in diesem Jahr 21 bunt gemischte Gruppen gebildet. Die Gruppennamen entsprachen dem Titel eines Gedichtes, und jedes Gedicht war eines von drei Lieblingsgedichten der sieben Lehrpersonen. Dieses Gedicht haben alle Gruppenmitglieder zu Beginn des Anlasses ausgedruckt erhalten.
Das Gruppengedicht spielte beim zweiten Posten eine wichtige Rolle. Die Gruppe konnte online einen Beat auswählen – und musste sich dann entscheiden, ob sie das Gedicht rappen, singen oder sprechen.
Vom Kuchen ist nur eine Box übrig geblieben
Die Verbindung zwischen Lyrik und Musik wurde auch beim dritten Posten vertieft. Die 144 anwesenden Schülerinnen und Schülern stellten in ihren Gruppen Lieblingssongs zusammen, wählten Songtextstellen aus und diskutierten sie. Auch diese Resultate posteten die Gruppen auf einem Padlet.
Den Abschluss fand der Leseanlass in der Mensa. Rund 15 Schülerinnen und Schülern hatten feine Kuchen mitgebracht. Zurück blieb nur eine Kuchenbox. Trotz intensiver Suche konnte die Besitzerin bzw. der Besitzer noch nicht ermittelt werden. Wer eine Box vermisst, melde sich bei der Deutschlehrperson!
Text: DUL / Bilder: MÖC, BSU, Schülerinnen und Schüler