Für unsere Klasse, die 3md, stand in der Woche zwischen Auffahrt und Pfingsten die interdisziplinäre Woche an. Mit der Kombination aus Französisch und Geschichte eignete sich Nyon als ursprünglich römische Stadt in der Westschweiz hervorragend. Auch das nahegelegene Genf bot einige spannende Möglichkeiten, um in unterschiedliche Aspekte der Geschichte der Schweiz im französischsprachigen Raum einzutauchen. Unter dem Titel „internationale Dimensionen der Westschweiz“ haben wir uns sowohl mit historischen Ereignissen als auch zeitgenössischen und sogar futuristischen Ideen befasst. Nicht zuletzt wurde der Klassenzusammenhalt deutlich gestärkt.
In Nyon angekommen, ging es mitsamt Gepäck den Hügel hoch in die Richtung unseres Hostels. Schon beim Weg ins Hostel bekamen wir einen Vorgeschmack auf die Distanzen, die wir, wie einst die Römer, in diesem Lager zurücklegen würden.
Hochmotiviert ging es anschliessend auf Erkundungstour in Nyon. Bei schönstem Frühlingswetter machten wir einen Spaziergang durch Nyon, um die Überbleibsel des römischen Nyon zu entdecken. Sehen konnten wir vom antiken Nyon fast nichts mehr. Das Sichtbare beschränkte sich auf ein kleines Amphitheater, welches man sich nur mit viel Phantasie vorstellen konnte und eine Statue von Julius Cäsar, die leider nur aus Plastik bestand. Unser Enthusiasmus, geweckt durch einen der ersten sommerlichen Tage in diesem Jahr, konnte davon jedoch nicht geschwächt werden und wir rundeten den Nachmittag mit einem Glacé am See ab.
Mara: Was war dein Highlight an Tag 1?
Josias: Am ersten Tag ist immer alles neu und man muss sich zuerst auf vieles einlassen und sich an die neuen Umstände gewöhnen. Der Rundgang in der Stadt war spannend, doch es ist etwas schade, dass die meisten Gebäude, die an die Römerzeit erinnern, heute nicht mehr existieren. Eines meiner Highlights war das gemeinsame Glacé am See und das sommerliche Wetter. Ich glaube aber, dass mein eigentliches Highlight unser Abendprogramm war. Wir sind mit der ganzen Klasse nach dem Nachtessen zusammen Fussballspielen gegangen. Der erste Tag war ein voller Erfolg und alle waren voller Vorfreude auf die nächsten Tage hier in Nyon.
Josias: Was waren deine ersten Gedanken zu unserer Unterkunft?
Mara: Ich war - wenn ich ehrlich bin - ziemlich überrascht. Geprägt von früheren Erfahrungen erwartete ich eine eher ältere heruntergekommene Jugendherberge, die eine Renovation dringend benötigte. Doch das Hostel bot uns eine moderne Unterkunft. Die Zimmer sind erstaunlich gross und sauber. Dazu kommt noch der Raum um das Haus, der zum Verweilen und Spielen einlädt. Die Klasse verbrachte jede freie Minute im Garten. Der Klassenzusammenhalt wurde beim gemeinsamen Rundlauf-Spiel oder bei verschiedensten Gesellschaftsspielen gestärkt.
Mit dem Schlaf noch in den Augen ging es am Dienstag bereits um halb acht zum Bahnhof und in Richtung Genf. Unser Ziel war das CERN in Genf, das europäische Zentrum für Kernforschung. Von einem jungen Studenten wurden wir abgeholt und zum ersten Teilchenbeschleuniger des CERN, dem Synchronzyklotron, geführt. Dort erfuhren wir mit einer beeindruckenden Lightshow und einem Film die Geschichte des CERN und dem ersten Teilchenbeschleuniger. Danach ging es mit dem Car zu einem der Aussenpunkte des CERNs, denn der momentan laufende Teilchenbeschleuniger, der LHC, weist den beeindruckenden Umfang von 27 Kilometern auf.
Am Aussenpunkt wurden wir von drei Forschern erwartet, welche uns herumführten. Nach einem kurzen Filmbeitrag wurden wir mit Haarnetzen und Schutzhelmen ausgerüstet und es ging 100 Meter in die Tiefe. Den Teilchenbeschleuniger konnten wir nicht sehen, da er in Betrieb war und dadurch radioaktive Strahlung absonderte. Nach der dreistündigen Führung schwirrten uns allen noch lange die Begriffe Protonen, Neutronen, Teilchenbeschleuniger und Kernschmelzung im Kopf herum. Nach einem reichhaltigen Mittagessen in der Mensa des CERNs ging es zurück in die Stadt Genf, wo wir noch Freizeit hatten.
Am Abend hat die ganze Klasse gemeinsam Pasta gekocht. Nachdem alle sich den Bauch vollgeschlagen hatten, ging es erneut auf den Fussballplatz. Die ganze Klasse spielte mit. Nach diesem strengen Tag freuten sich alle auf ihr Bett.
Josias: Im CERN wurden uns viele beeindruckende Fakten präsentiert. Was ist etwas, das dich besonders beeindruckt hat und was du bestimmt nicht mehr vergessen wirst?
Mara: Am meisten beeindruckt hat mich die Internationalität des CERNs. Ich habe nicht erwartet, dass es so extrem viele Nationalitäten im CERN geben würde. Aber eigentlich hat mich alles am CERN beeindruckt, da ich vor unserem Besuch gar nicht wirklich etwas über das CERN wusste.
Der dritte Tag startete zum Glück etwas später als der zweite. Um 8.45 Uhr trafen wir uns im Aufenthaltsraum, der kurzerhand in ein Klassenzimmer umfunktioniert wurde. Wir bereiteten uns produktiv sowohl auf den durch die religiöse Dimension geprägten Marsch durch Genf am Mittwochnachmittag als auch auf den Besuch in der UNO am Donnerstag vor. Am frühen Nachmittag trafen wir uns abermals am Bahnhof, wo wir dann den Zug nach Genf nahmen. Begleitet von historischen Inputs und Übersetzungen aus dem Französischen und Latein bekamen wir einen Eindruck der Römerzeit in Genf und haben zudem wieder viele Kilometer zu Fuss zurückgelegt.
Nach dem anstrengenden und langen, aber auch sehr spannenden Fussmarsch brauchten alle eine Stärkung. Dazu war unser Abendprogramm perfekt: Grillen im Park. Maiskolben, Haloumi, Tofu und Würste brutzelten auf dem Grill und alle wurden satt. Mit prallen Bäuchen spielten wir nach dem Essen im Park mit der ganzen Klasse Versteckis, bis es schliesslich dunkel wurde und wir uns zurück ins Hostel begaben. Es war ein sehr produktiver, aber auch langer Tag und deshalb sanken auch schon bald alle ins Bett.
Mara: Meiner Meinung nach war Tag 3 der anstrengendste von allen. Wir liefen sehr viel und weit durch Genf, wie fandest du es? Würdest du nochmals so einen Tag machen?
Josias: Der Tag war wirklich anstrengend und ich stimme dir zu, dass es der anstrengendste Tag der Woche war. Doch anstrengend muss ja auf jeden Fall nicht schlecht bedeuten und ich fand den Tag schlussendlich einen vollen Erfolg. Wir haben am Morgen einiges gelernt und am Nachmittag beziehungsweise am Donnerstag in der UNO konnten wir unser Wissen direkt in der Praxis anwenden. Ich finde also, auch einen solchen Tag sollte man unbedingt in ein Lager einbauen, so wie wir es gemacht haben.
Um 7:30 Uhr begann schon unser zweitletzter Tag. Heute Am zweitletzten Tag besuchten wir die UNO in Genf. Da in dieser Woche gerade eine grosse Sitzung der WHO in den Räumlichkeiten der UNO stattfand, konnten wir leider nicht alle Sitzungssäle besichtigen. Trotzdem reichte es aus, um uns aufzuzeigen, wie extrem international alles ist. Es lief sehr viel und es waren viele Leute aus ganz unterschiedlichen Kulturen unterwegs. Ebenfalls besichtigten wir einen kleinen Teil des Parks um die UNO-Gebäude, wo wir zu unser aller Verwunderung zwei freilaufenden Pfauen begegneten. Der Nachmittag wurde von allen genutzt, um in Ruhe Genf zu erkunden oder am See zu flanieren. Am Abend gab es nach ein paar Runden Rundlauf Pizza. Den schönen Tag rundeten wir mit Kartenspielen ab.
Josias: Findest du, dass nach dem Besuch der UNO, die Schweiz in der UNO sein sollte oder nicht?
Mara: Ich finde, das ist schwierig zu beurteilen. Zum einen müsste sich die Schweiz, als neutrales Land, aus allem raushalten. Doch dies ist nicht möglich. Zum anderen hat die Schweiz aber auch eine grosse humanitäre Tradition. Aber auch der Druck aus anderen Ländern drängt uns zum Handeln. Zum Beispiel forderte der Ukraine-Krieg die Neutralität heraus, aber auch alle anderen Krisen auf der Welt. Es ist und bleibt eine schwierige und komplexe Diskussion.
Die ganze Woche war auf jeden Fall sehr gelungen. Wir fanden eine gute Mischung aus Arbeit und Freizeit und wenn ich mich in der 3md umhöre, wirkt das Feedback von allen Seiten sehr positiv. Ich fand es schön, dass jeder aus der Klasse sich auf die anderen eingelassen hat und wir wirklich viel zusammen als ganze Klasse unternommen haben. In anderen Lagern, die wir zusammen hatten, war es oft so, dass sich schnell kleinere Gruppen bildeten, doch das war hier in Nyon nicht der Fall. Auch mit den Lehrpersonen hatten wir grossen Spass und ihr Wissen, ihr Humor, ihre Offenheit und ihr Vertrauen in uns hat diese Woche in Nyon zu einem tollen Erlebnis gemacht, das uns bestimmt in Erinnerung bleiben wird. Eine solche Woche schweisst die Klasse unglaublich fest zusammen und wäre unserer Meinung nach auch der perfekte Abschluss für unsere gesamte Kantizeit.
Text von Mara Drpic und Josias Stähel, beide aus der Klasse 3md