Was oder wer hat dich persönlich motiviert, am Wettbewerb teilzunehmen?
Ein wichtiger Stupfer kam von Herrn Nüesch, meinem Informatiklehrer. Er ermunterte mich, meine Maturaarbeit einzureichen. Ich dachte mir, ich mache einfach mal mit, ich kann ja nichts verlieren.
Muss man eine Maturaarbeit (MA) mit Note 6.0 haben, um am Wettbewerb teilnehmen zu können?
Nein, wenn man sich an den Wettbewerb anmeldet, weiss man die Note sowieso noch nicht. Denn kaum hat man die Arbeit nach den Herbstferien an der Kantonsschule abgegeben, muss man sich auch schon für den Wettbewerb anmelden. Deadline ist der 31. Oktober, also nur gerade eine Woche nach Abgabe. Ich denke, viele Lehrerinnen und Lehrer an der Schule sind sich dessen nicht bewusst, wie eng die Termine hier stehen.
Was muss man an der MA noch ändern, um sie einreichen zu können?
Gar nichts, man kann die Arbeit völlig unverändert losschicken, also ohne jeden Zusatzaufwand.
Was war der nächste Schritt, nachdem du die Arbeit eingereicht hattest?
Ich bekam eine E-Mail, dass ich am Selektions-Workshop teilnehmen dürfe. Wie ich später herausfand, ist die Einladung zum Selektions-Workshop so etwas wie ein erster «Ritterschlag», denn rund 80% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden – zumindest in meiner Gruppe – dann auch zum Finale zugelassen.
Was passiert am Selektions-Workshop?
Man darf seine Arbeit in einer Kurzpräsentation von 10 bis 15 Minuten einer kleinen Runde vorstellen. Im Publikum sitzen knapp zehn andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich mit einer ähnlichen Thematik befasst haben (bei mir Physik), und ein paar Erwachsene. Nur zwei Personen haben die Arbeit bereits gesehen, und gehen mit ihren Fragen etwas mehr ins Detail.
Ist die Atmosphäre am Workshop angespannt?
Es ist alles recht locker, die Leute werden nicht auseinandergenommen oder «gegrillt», man bekommt positives Feedback und wirklich sinnvolle Inputs. Ich war nach dem Workshop jedenfalls topmotiviert, mich für das dreitägige Finale vorzubereiten.
Wie gross war dein Zusatzaufwand für die Teilnahme am Finale?
Es braucht schon etwas Zeit, all die Impulse aus dem Workshop in die Arbeit einzubauen. Aber wie gesagt, der Workshop löste eine Art Motivationsschub aus. Vorallem Aufgaben wie ein „Werbevideo“ oder das Plakat für das Finale haben mir besonders Spass gemacht. Insgesamt habe ich zwischen 20 und 25 Stunden für das Finale investiert.
Wie viele Mitbewerberinnen und Mitbewerber waren mit dir unterwegs?
Insgesamt nahmen zwischen 100 und 200 am Finale teil, davon 24 im Fachbereich Physik.
Fiel es dir leicht, in Kontakt mit den Mitbewerberinnen und Mitbewerbern zu kommen?
Ja, absolut. Mit fünf anderen Mitbewerbern hatte ich einen guten Draht. Alles absolut spannende Menschen natürlich. Wir haben einen Chat, stehen also noch in Kontakt.
Worauf achtet die Jury besonders?
Ich glaube, sie wollen eine innovative Idee sehen. Beispielsweise hat einer von uns eine alte Theorie aus der Balkenbelastungs-Physik wieder ausgegraben und sowohl experimentell als auch mathematisch überprüft. Dieser «Hygrobot» bezieht seine Fortbewegungsenergie allein aus den Schwankungen der Luftfeuchtigkeit.
Grundsätzlich gefällt der Jury alles, wo eigene Gedanken, Ideen oder Experimente dahinterstecken. Wenn jemand nur fleissig eine Thematik zusammenfasst, sind die Chancen eher klein. Man könnte sagen, alles was ChatGPT bisher nicht kann, findet die Jury toll.
Womit hattest du am Wettbewerb nicht gerechnet?
Überrascht haben mich die Leute. Ich habe mich auf Anhieb gut verstanden, es sind gute Freundschaften entstanden, die über den Wettbewerb hinaus Bestand haben. Von Schweizer Jugend forscht erhalten wir einmal pro Monat einen Newsletter. Darin wird meist ein gemeinsamer Ausflug vorgeschlagen, zum Beispiel eine Forschungsgruppe oder ein Start-up zu besuchen. Schön ist, dass uns diese Ausflüge von «Schweizer Jugend forscht» immer bezahlt werden. Gefällt uns einer dieser Ausflüge, sprechen wir uns in einem Chat ab, um gemeinsam teilzunehmen.
Überrascht hat mich auch, wie viele fachlich tiefgehende Gespräche ich mit Leuten aus dem Publikum über meine Arbeit führen konnte. Jede Finalistin und jeder Finalist hat ja am Finale einen eigenen kleinen «Marktstand», wo sie oder er seine Arbeit mit Hilfe eines Posters und Demo-Material dem Publikum präsentiert. Da kommen auch Professoren von der Uni oder ETH vorbei, Kantilehrer und andere Menschen mit einem guten fachlichen Hintergrund. Und ich dachte zuerst, ich müsste jetzt mühsam meine Arbeit absoluten Laien irgendwie näherbringen (lacht).
Was erschien dir etwas seltsam?
Irritiert hat mich am Wettbewerb selbst eigentlich nichts. Allerdings machten wir am ersten Abend eine Stadtführung durch St. Gallen. Dabei schüttete es wie aus Kübeln. Den Organisatoren kam es aber nicht in den Sinn, die Übung abzublasen, und so liefen wir komplett durchnässt durch die ganze Stadt. Die dachten wohl, wir seien derart wissbegierig, dass uns das Wetter nichts anhaben könne...
Welche Auszeichnungen und Preisgelder gibt es zu gewinnen?
Es gibt die Prädikate «gut» (Preisgeld Fr. 500.--), «sehr gut» (Preisgeld Fr. 750.--) und hervorragend (Preisgeld Fr. 1000.--) und es gibt diverse Sonderpreise: So erhielt ich den Sonderpreis «Energie», gestiftet vom Nuklearforum Schweiz (Preisgeld Fr. 1000.--). Dieser Preis war verbunden mit einer Einladung an die Generalversammlung des Nuklearforums. Dort konnte ich aufgrund einer Terminkollision leider nicht teilnehmen. Ich wurde aber zu einem anderen Event im Herbst eingeladen, wobei mir vielfältige Kontaktmöglichkeiten, unter anderem mehrere Professoren für Maschinenbau, angekündigt wurden…
War dir bewusst, dass mit einem Prädikat «sehr gut» deine Chancen bei späteren Bewerbungen nach dem Studium enorm zugenommen haben?
Ja klar, das hatte ich schon ein bisschen im Hinterkopf, es war aber nicht ausschlaggebend für meine Teilnahme. Im Vordergrund stand, einmal so einem Wettbewerb von A bis Z zu erleben, zu sehen wie so etwas abläuft und natürlich der Fakt, dass man nur gewinnen oder nicht gewinnen kann. Zu verlieren gibt es nichts.
Was sind deine Pläne für die nächsten Jahre?
Ich werde an der ETHZ Maschinenbau studieren. Ideal wäre es, wenn ich in die Schweizerische Studienstiftung aufgenommen würde, da bin ich gerade daran, mich zu bewerben. Die Schweizerische Studienstiftung scheint mir so etwas wie diejenige Organisation zu sein, die dich ähnlich vorwärtsbringt wie Schweizer Jugend forscht, einfach für während dem Studium.
Interview Johannes Kottonau.
Das Projekt von Luc auf der Homepage von SJf
Alle weiteren Informationen zum nächsten SJf-Wettbewerb 2024 sind auch auf der SJf-Website