Social Day an der Kanti Frauenfeld – wie alles angefangen hat

Social Day an der Kanti Frauenfeld – wie alles angefangen hat

Am Anfang war…

… das Leitbild. Oder vielmehr: Ein Leitbild, das für die Kantonsschule Frauenfeld zu entwickeln war. Ab dem Schuljahr 2005/06 bildete sich eine Leitbildgruppe, zusammengesetzt aus einem Team von Lehrpersonen und dem Präsidenten des Schülerrates. Ihre Aufgabe war es, ein Leitbild für unsere Schule zu entwickeln. Das entstandene Leitbild dient seither der Schulgemeinschaft mit Handlungsgrundsätzen, basierend auf gemeinsamen Werten und Zielen; es ist auf der Schulwebseite veröffentlicht und beim Schuleinstieg wird es in allen Klassen über alle Abteilungen hinweg thematisiert und diskutiert.

Leitbild lebendig erhalten

Ab 2011 erhielt die Leitbildgruppe einen neuen Auftrag: Das nun vorhandene Leitbild sollte in der Schule bewusst gemacht werden, es sollte lebendig werden. Dies führte unter anderem zu zwei besonderen Projekten: Im Herbst 2012 wurden während einer normalen Schulwoche Thementage zu „Verbrauch sichtbar machen”durchgeführt. Alle Schulangehörigen wurden gebeten, sich während Pausen und vor und nach dem Unterricht mit Aspekten zu diesem Themenkreis auseinanderzusetzen. Das gleiche Ziel verfolgte im Frühling 2014 die „Aktionswoche Leistung”. Im normalen Schulalltag wurde sehr vielfältig über „Leistung” diskutiert. Man konnte sich im Springseilhüpfen messen, an einer Schreibwand (mit-)diskutieren, angeben, was eine gute Leistung ist und vieles mehr.

Social Day: Die Grundidee

Im gleichen Jahr wurde auch das Konzept des Social Days entwickelt. Die Grundidee brachte der Philosophielehrer Marco Molteni in die Leitbildgruppe ein. Einige Gedanken zum Social Day und Überlegungen zur Bedeutung vom Einsatz von jedem Einzelnen für die Gesellschaft legte Marco Molteni in einer Rede vor allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Schlusspunkt vom zweiten Social Day 2016 dar. Dabei betonte er drei Aspekte der Freiwilligkeit: Erstens, dass freiwilliges Engagement Verantwortung und Mitgefühl fördert; zweitens, dass es Raum für Visionen und gesellschaftliche Veränderung eröffnet; und drittens, dass es die Gemeinschaft stärkt, wenn alle – Schülerinnen und Schüler eben sowie Lehrpersonen – mitmachen. In der Leitbildgruppe wurden in Diskussionen die Ziele des Social Day entwickelt: An diesem Tag soll die Schule in die Gesellschaft gehen und sich für diese einsetzen. Das Engagement soll freiwillig sein, ein Einsatz soll gemeinnützigen Zwecken dienen. Bei der Grundidee liess sich die Gruppe auch von Italien inspirieren, wo das Konzept „Social Day” weit verbreitet ist.

Der erste Social Day 2015

Für die konkrete Vorbereitung des ersten Social Days wurde eine Organisationsgruppe gebildet, der auch vier Vertreter und Vertreterinnen vom Schülerrat angehörten. Die Gruppe erhielt zusätzlich Unterstützung von Evelyn Götsch von den Sozialen Diensten der Stadt Frauenfeld. Sie half mit bei der Ideenentwicklung von Schülerprojekten und ermöglichte Kontakte zu vielen Institutionen in Frauenfeld.

Für den ersten Social Day wurde folgender Ansatz festgelegt: An einem schulfreien Tag während den mündlichen Aufnahmeprüfungen Mitte März können die Schülerinnen und Schüler unserer Schule freiwillig am Social Day teilnehmen, dies kann mit einem selbstorganisierten Projekt sein oder an einem Projekt, das von der Organisationsgruppe vorbereitet wird. Man kann als einzelner Schüler, als einzelne Schülerin teilnehmen, als Schülergruppe (auch klassenübergreifend)oder als ganze Klasse.

Um das Konzept des Social Days an der ganzen Schule bekannt zu machen, präsentierten Mitglieder der Organisationsgruppe und vom Schülerrat in allen Klassen die Ideen und Ziele des Social Day und inspirierten die Klassen für eine Teilnahme.

Die Idee wurde sehr gut aufgenommen. Es nahmen 250 Schülerinnen und Schüler aus allen Abteilungen, von der 1. bis zur 4. Klasse, teil. Darunter waren auch 7 ganze Klassen, meist begleitet von ihren Klassenlehrpersonen und Lernbegleiterinnen. Die ausgeführten Projekte können in zwei Gruppen gegliedert werden: Einerseits sind es soziale, gemeinnützige Einsätze ohne Entgelt, andererseits sind es Einsätze mit Entgelt und Spenden.

Viele Veranstaltungen vom ersten (und ebenso von nachfolgenden) Social Day sind erinnerungswürdig: Besuche in Altersheimen, Spielnachmittage mit unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden in Zusammenarbeit mit der Peregrina-Stiftung (später wurden die Spielnachmittage monatlich in der Sporthalle weitergeführt), Naturpflege arbeiten in der Allmend, Konzerte im KAFF, Strassenmusik in Zürich und Konstanz, Verpflegungsstand am Spielturnier und vieles mehr!

In der Woche nach dem Social Day wurden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Schlusspunkt im Foyer Neubau eingeladen. Es wurden die ausgeführten Projekte präsentiert, Stimmungsbilder von den verschiedensten Einsätzen vermittelt und der freiwillige Einsatz gewürdigt.

Der Social Day im Wandel

Seit der ersten Durchführung im Jahr 2015 hat sich der Social Day immer wieder gewandelt.

Für das Jahr2020 haben sich ausserordentlich viele Schülerinnen und Schüler für einen Social Day-Einsatz entschieden und es wurden vielfältige eigene Projekte entwickelt. Doch mit dem Corona-Lock Down war wie bei vielen anderen Projekten keine Durchführung möglich.

In den anschliessenden beiden Jahren wurde der Social Day zweimal in der Allmend durchgeführt. Dies auch anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Schutzgebiet Allmend im Jahr 2021.

Ab dem Jahr 2023 gibt es zum Zeitpunkt der mündlichen Aufnahmeprüfungen keine schulfreienTage mehr. Dies führt zu einem neuen Konzept für den Social Day: Nun können die 2m- und 3m- sowie die 2i-Klassen freiwillig als ganze Klasse an einem selbstgewählten Tag einen Social Day durchführen. Der Social Day der 2f-Klassen wird gleichzeitig in einen der beiden Sondertage vor den Frühlingsferien integriert.

Mit dem Jahr2025 wird eine weitere Änderung eingeführt: Für die 1m-Klassen gibt es einen Social Day während der Sondertage vor den Frühlingsferien, so auch weiterhin für die 2f-Klassen. Die Klasse 2i bleibt beim selbstgewählten Social Day an einem frei bestimmten Tag. Für den Übergang zu diesem neuen Schema können die 2m- und die 3m-Klassen wie in den beiden Jahren zuvor einen selbstbestimmten Social Day durchführen.

Mit dieser Entwicklung zeigt sich: Das freiwillige Engagement ist nicht mehr gleichmöglich wie in den ersten Jahren. Gleich geblieben ist der Dienst für dieGesellschaft und das gemeinnützige Engagement in verschiedenen Bereichen. Und der Social Day bietet allen Schülerinnen und Schülern weiterhin die Möglichkeit, eine nichtalltägliche Erfahrung ausserhalb des Schulbetriebs machen zu können und eine Anregung in Bezug auf die Bedeutung des Engagements für die Gesellschaft zu erhalten.

Text und Bilder: Stefan Keller