Was macht eigentlich...?

Ich stehe an der Schranke des Militärflugplatzes in Dübendorf und warte auf «Harry», einen ehemaligen Schüler der Informatikmittelschule. Es nieselt und doch sieht man die schneebedeckten Berge am Horizont. Ich sehe ein paar Flugzeuge und Helikopter, die für den Einsatz bereitstehen und versuche mir vorzustellen, wie der Arbeitsalltag bei der Luftwaffe aussieht.
Als Harry eintrifft, erhalte ich einen Besucherbadge und komme dann in den Genuss eines Rundgangs auf dem Flugplatz. Harry zeigt mir die Helikopter und Flugzeuge, die ihn in seinem Alltag als Pilot der Luftwaffe begleiten.
Nach dem Praktikum im 4. Jahr der IMS nahm er seinen lange gehegten Traum Pilot zu werden an die Hand. Durch das Talentförderungsprogramm SPHAIR der Schweizer Armee konnte er sich diesen Traum erfüllen. Im Rahmen von SPHAIR besuchte er einen zweiwöchigen Flugkurs bei einer zivilen Flugschule und erhielt am Schluss des Kurses die Empfehlung, sich als Militärpilot bei der Luftwaffe zu bewerben. Die Ausbildung zum Militärpiloten dauert 3 ½ Jahre. Die Selektion ist hart – die Kandidat:innen werden auf Herz und Nieren geprüft. Sie durchlaufen diverse Tests und Gespräche, müssen psychologischem Druck standhalten, sich als Teamplayer beweisen und sportmedizinische Tests bestehen. Dann folgt eine Woche im PC-7-Simulator im Tessin, bevor die Kandidat:innen sechs Wochen lang ihre ersten militärischen Flugstunden auf der PC-7 absolvieren. Die Selektion, sofern bestanden, endet mit der Anstellung bei der Luftwaffe und stellt den Beginn der Ausbildung dar. Parallel zur Selektion bei der Luftwaffe hat Harry eine reguläre Rekrutenschule durchlaufen und sich zum Offizier ausbilden lassen, was eine Voraussetzung für den letzten Selektionsschritt (6-wöchige fliegerische Selektion PC-7 im Tessin) bei der Luftwaffe ist. Nun fliegt er seit 2021 als Einsatzpilot den Helikopter EC635, den Flieger PC-6, der zum Beispiel Fallschirmaufklärer ins Einsatzgebiet bringt, sowie die PC-7 als Fluglehrer. Im nächsten Jahr folgt dann die Ausbildung zum Einsatzpiloten auf dem Transporthelikopter Super Puma.

Harry, was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deine IMS-Zeit zurückdenkst?
Ganz klar die coole Klasse sowie die Stimmung an der Schule. Ich habe die Zeit an der IMS immer noch in sehr guter Erinnerung.

PC-7 (Foto: vgt-admin.ch)

Wie hat dich diese Zeit geprägt und was hast du insbesondere mitgenommen?
Allem voran habe ich gelernt, wie man lernt. Ich wusste immer, dass ich Pilot werden wollte, und hatte somit ein klares Ziel vor Augen. Bei der SPHAIR-Selektion musste ich mich in Englisch und Kopfrechnen sowie bei räumlichem Vorstellungsvermögen beweisen. Da war ich dankbar für die Erfahrungen, die ich an der IMS gemacht hatte. Bei den diversen Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen war eine gute Organisation und Effizienz wichtig, damit ich neben Schulerfolg auch meine Freizeit geniessen konnte.

EC635 (Foto: vgt-admin.ch)

Was kannst du heute noch anwenden, obwohl du nicht mehr als Applikationsentwickler tätig bist?
Das logische Denken, das ich im Programmierunterricht gelernt habe, sowie die diversen Problemlösungsstrategien begleiten mich weiter. Das technische Verständnis, vor allem für die elektronischen Systeme im Helikopter und den Flugzeugen, sind ein täglicher Begleiter. Auch Englisch brauche ich täglich und bin froh um meine sprachlichen Kompetenzen. Obwohl ich heute nicht mehr als Programmierer tätig bin, würde ich wieder den gleichen Weg einschlagen. Die IMS ist eine sehr gute Ausbildung und mit dem breiten Fächerkanon eine gute Vorbereitung für das Leben sowie jegliche Art von Arbeit.

SuperPuma (Foto: vgt-admin.ch)

Wo hättest du im Nachhinein mehr profitieren sollen?
Ganz klar bei den Freifächern. Ich war damals etwas zu bequem, um noch mehr Lektionen zu besuchen. Heute denke ich, dass ich vor allem von den Sprachfächern mehr hätte profitieren können. Ich reise gerne und dann wären andere Sprachen wie Spanisch oder Italienisch von Vorteil. Ausserdem ist man ja sowieso an der Schule und es wäre so einfach gewesen, noch ein, zwei Lektionen länger zu bleiben.

PC-6 (Foto: vgt-admin.ch)

Gibt es etwas, das du in deiner Schulzeit bei uns vermisst hast?
Schulisch gesehen habe ich nichts vermisst. Manchmal denke ich, es wäre gut gewesen, wenn wir etwas mehr fürs Leben gelernt hätten. Ich denke dabei an Finanzthemen, wie zum Beispiel Fragen betreffend Vorsorge, Geldanlagen, Versicherungen oder auch das Ausfüllen der Steuererklärung. Solche Themen müssten nicht in den Fachunterricht integriert werden, sondern könnten an einem separaten Sondernachmittag vermittelt werden, zum Beispiel durch den Beizug eines externen Referenten.


Was wünschst du dir für die Zukunft der IMS?
Ich denke, es ist sehr wichtig, mit der Zeit zu gehen. Da kommen mir einerseits die Programmiersprachen und Systeme in den Sinn, anderseits ist es auch wichtig, künstliche Intelligenz sinnvoll zu integrieren. Chancen und Risiken sollten thematisiert und der Umgang mit KI geschult werden. So bleiben die IMSler à jour und für die diversen Herausforderungen in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz gewappnet.

Das Gespräch führte Janine Landolt-Spiegel.

Hinweise

  • «Harry»: Gemäss Richtlinien der Luftwaffe dürfen weder Name noch persönliche Daten publiziert werden, um Rückschlüsse auf die Person zu vermeiden.
  • Abschluss Informatikmittelschule im Jahr 2015
  • aktuell: Helikopterpilot bei der Luftwaffe in Dübendorf
  • SPHAIR – talents for the sky