Zeit im Wandel: Eine Reise durch die Geschichte der Zeitmessung

Wie messen wir die Zeit und was bedeutet sie für uns? In unserer Projektwoche in Saignelégier (JU) haben wir von Sonnenuhren bis zu Atomuhren die Entwicklung der Zeitmessung erforscht. Spannende Einblicke im internationalen Uhrenmuseum und in den Uhrenindustriezentren im Jura zeigten uns, wie bedeutend die Zeit für Kultur und Wissenschaft ist. In diesem Artikel beantworten wir acht zentrale Fragen zur Zeit und ihrer Rolle in unserem Leben.

Könnten Sonnenuhren jemals wieder ein zentrales Zeitmessgerät sein?

Die ersten Sonnenuhren wurden um rund 1500 v. Chr. im Alten Ägypten entwickelt. Sonnenuhren funktionieren, indem ein Stab, einen Schatten auf den Boden wirft, anhand welchem man die Zeit ablesen kann. Früher war dies, neben Sand- und Wasseruhren, eine der wenigen Methoden, die Zeit zu messen. Später im Römischen Reich hat man den Schatten auf ein Zifferblatt werfen lassen anstatt auf den Boden. Somit konnte man die Zeit genauer bestimmen. Um die Zeit mit einer Sonnenuhr genau zu messen, muss man aber auf verschiedene Dinge achten. Breiten- und Längengrad, wie auch Sommerzeit, Winterzeit und die Zeitzonen spielen eine Rolle für die Messung der Zeit mit einer Sonnenuhr.
Heute haben Sonnenuhren eher eine dekorative Verwendung. Sonnenuhren verloren an Bedeutung, da sie nur tagsüber bei Sonnenschein funktionieren und heute bessere und exaktare Methoden zur Zeitmessung bekannt sind.

Wann wurde ich geboren?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, an welchem Wochentag du geboren wurdest? Um das herauszufinden, gibt es zwei Berechnungmethoden: die Zellersche Kongruenz von Christian Zeller und die Doomsday-Methode von John Horton Conway. Während man bei der Doomsday-Methode mit ein paar einfachen Merkregeln arbeitet, um den Wochentag herauszufinden, arbeitet man bei der Zellerschen Kongruenz mit einer mathematischen Formel. Man erkennt deutlich, dass man mithilfe der Mathematik vieles herausfinden und erklären kann. Man lernt mit diesen Methoden das Kalendersystem kennen, wie man Tage, Monate und Jahre zählt und was ein Schaltjahr ist. Man kann den Wochentag des Geburtsdatums herausfinden – und das ohne Kalender! Es ist faszinierend, die Regelmässigkeit eines Wochentags in einem Jahr zu beobachten.

Muss ein Tag zwingend 24 Stunden haben?

Zeit ist etwas Relatives, das abhängig von wiederholenden Ereignissen ist, wie Tag und Nacht. Sie ist nicht absolut und somit nicht zwingend vorgegeben. 24h, 60min und 60sek, sind nur Einheiten, die im Auge der Babylonier, aufgrund ihres natürlichen Vorkommens und der Teilbarkeit als praktisch erkannt wurden. Doch dies bedeutet nicht, dass Zeitsysteme fest vorgegeben sind. Sie können beliebig auf jede Art verändert, verlängert und verkürzt werden. Wir hätten auch ein Zeitsystem erfinden können, welches einen Tag in 500 Abschnitte unterteilt.Doch für uns sind sechs am logischsten. Das Zeitempfinden sollte mit unserer Lebensart übereinstimmen. Wir haben unser eigenes Zeitsystem erfunden. Für uns ist der Tag in 6 Abschnitte unterteilt und wir haben unser Zeitsystem nach dieser Erkenntnis gerichtet. Idealerweise nutzt man 2 Abschnitte, um zu schlafen, 2 um zu arbeiten und 2 für die Freizeit. Um das Ganze zu vervollständigen, benötigten wir nur noch neue Bezeichnungen, welche wir vom Griechischen und vom Lateinischen abgeleitet haben. Jeder und Jede kann einen Tag so unterteilen, wie er oder sie die Zeit empfindet.

Wie kreiert man einen eigenen ewigen Kalender?

Kalender sind eine Aufzeichnung der Zeit. Wichtig zu verstehen ist, dass die meisten Kalender ähnlich aufgebaut sind. Man kann zwischen jährlichen und ewigen Kalendern unterscheiden. Ewige Kalender haben die Eigenschaft, dass jährlich jedes Datum den gleichen Wochentag hat. Ein Beispiel für einen jährlichen Kalender ist der gregorianische Kalender. Seine Entstehung hat historische und politische Gründe. Zum Beispiel wurde der gregorianische Kalender 1582 von Papst Gregor XIII. eingeführt, um die Ungenauigkeiten des Julianischen Kalenders zu korrigieren und das Osterdatum an den Frühlingsanfang anzupassen.
Wir haben einen ewigen Kalender selber kreiert. Die Länge der Tage und Monate haben wir so zusammengerechnet, dass man schlussendlich auf 365 Tage kommt, inklusive Schalttage und leere Tage. Der leere Tag, bei unserem Kalender auch Essenstag genannt, besitzt kein Datum. Er wird zum Auffüllen gebraucht, damit der Kalender seinen Rhythmus behält.

Warum vergeht Zeit nicht immer gleich “schnell”?

Zeit ist viel mehr, als was man auf der Uhr ablesen kann.
Wir haben untersucht, wie Personen die Zeit subjektiv unterschiedlich wahrnehmen und welche Faktoren damit zusammenhängen. Das Zeitempfinden stimmt nicht immer mit der realen Zeit überein und ist von mehreren Faktoren abhängig, wie zum Beispiel dem Alter, der emotionalen Verfassung, der Motivation oder der Aktivität, der man nachgeht. Ausserdem führen verschiedene Situationen wie Langeweile oder Stress zu einer anderen Wahrnehmung von Zeit. Deswegen fühlt es sich so an, als würde sich die Zeit beschleunigen oder verlangsamen. 
Es ist sehr spanned die unterschiedlichen Zeitenempfinden zu vergleichen, es gibt das medizinische Zeitempfinden. Dabei geht es darum, wie wir die Informationen verarbeiten und wie sich das aktuelle Zeitempfinden anhand von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Je mehr Sinne man braucht, desto schneller verfliegt die Zeit. 
Zudem haben wir gelernt, dass unser mathematisches Zeitsystem nicht gerade auf das Wohlergehen einzelner Individuen eingeht. Das hat damit zu tun, dass nicht alle Menschen die gleichen Bedürfnisse haben.
Zusammenfassend können wie sagen, dass man Zeit auf unterschiedlichste Arten definieren kann. Ob philosophisch, mathematisch oder medizinisch, es gibt nicht eine einzige Wahrheit.

Welche Auswirkungen haben Uhren auf das Leben einer Gesellschaft?

Uhren, die früher der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt worden waren, hatten meist einen religiösen Hintergrund. Für die Kirche waren sie eine Hilfe, um die Menschen an das Beten und somit an die Macht der Kirche zu erinnern. Auch heute sind öffentliche Uhren ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, wie zum Beispiel eine Bibliotheksuhr oder eine Bahnhofsuhr. Sie helfen Zeiten abzulesen und somit Pläne zu machen. Uhren sind für die heutige Zeit etwas Normales. Niemand kann sich mehr auch nur vorstellen, wie es wäre, kein Zeitempfinden zu haben. Wenn man ein Fazit daraus ziehen müsste, würde man sagen das, die Gesellschaft ohne öffentliche Uhren nicht funktionieren könnte. 

Wie sehr kann sich eine Stadt einer Industrie anpassen?

Nach unserem Besuch in La Chaux-de-Fonds haben wir gelernt, dass diese Stadt erst nur ein kleines, herkömmliches Bauerndorf war. Dies änderte sich jedoch drastisch durch einen stadtweiten Brand um 1794, da die Stadt wiederaufgebaut werden musste. Da viele Menschen schon als Uhrmacher arbeiteten, wurde die Infrastruktur im neuen Stadtteil so aufgebaut, dass sie optional an die Uhrenindustrie angepasst war und deren Arbeiter die besten Bedingungen bei der Herstellung von Zeitmessern antrafen. Dies heisst: Gleich hohe Häuser mit viel Zwischenraum, vielen, riesigen Fenstern und alle einheitlich nach Süden gerichtet, um möglichst viel Licht einzufangen. Diese Optimierung bewirkte, dass über die nächsten etwa 120 Jahre mehr als 50% der Arbeitenden der Stadt in der heimischen Uhrenindustrie tätig waren. Erst in den 1970er Jahren änderte sich dies mit der Quarzkrise, wobei die asiatische Konkurrenz viel Erfolg mit der Produktion von Quarzuhren hatte. Doch heute ist La Chaux-de-Fonds wieder eines der bedeutendsten Zentren des Uhrenmarktes.

Wann wurden Uhren zu modischen Accessoires?

Die Uhr hat sich im Laufe der Zeit von einem funktionalen und technischen Gegenstand zu einem modischen Accessoire entwickelt. Die ersten Uhren waren hauptsächlich praktisch. Man hat im 16./17. Jahrhundert angefangen tragbare Uhren aus Gold herzustellen. Im 18. Jahrhundert wurde die Technik verfeinert und im 19. Jahrhundert arbeitete man mit Edelsteinen, um den Reichtum zu zeigen. Im 20. Jahrhundert wurde die Armbanduhr durch Massenproduktion und modische Designs immer beliebter und wurde ein wichtiger Teil der Alltagsmode. Im 21. Jahrhundert kamen Smartwatches, die für ihre Funktionalität bekannnt sind. Herkömmliche Uhren sind heute in verschiedenen Preisklassen, während Luxusuhren teure Designobjekte darstellen.
Man hat schon immer einen gewissen Wert auf das Aussehen von Uhren gesetzt, doch die Technik und Funktionalität war im Zentrum. Die Menschen wollen immer besser sein als die anderen und als dann mit der Zeit jeder Zugang zu Uhren hatte, legte man weniger Wert auf der Technik, sondern mehr auf das Design. Mit Smartwatches geht der Wechsel zur Mode jedoch zurück zur Funktionalität.

Texte und Bilder: 2mz