"Wir sind gut angekommen!"

Der Besuchsmorgen der Kantonsschule Frauenfeld ist ein Festtag: Hunderte Gäste wuseln durch die Gänge, klein und gross. Und in zahlreichen Lektionen erhalten sie einen spannenden Einblick in unseren Schulalltag. Eine Begegnung mit der Familie Miesen, die zum ersten Mal an diesem Anlass teilnimmt.

Von Deutschland in die Schweiz, von Rheinland-Pfalz in den Thurgau. September 2023. Die Familie Miesen wagt einen Neustart, der lange geplante Umzug gelingt. Und die älteste Tochter Tracy steigt ein paar Wochen nach dem offiziellen Schulstart direkt in der Fachmittelschule der Kanti Frauenfeld ein. «Der Dialekt, ein anderes Schulsystem, die neue Umgebung und viele mir damals noch unbekannte Gesichter – die Anfangsphase war intensiv», erzählt Tracy, «und gleichzeitig wurde ich sehr herzlich an dieser Schule aufgenommen, sowohl von meiner Klasse als auch von allen Lehrpersonen.»

Neue Umgebung, neue Sprache, neue Gesichter

Tracy aus der Klasse 1fa mit ihren jüngeren Schwestern Finja (rechts) und Sophia (links).

Die beiden jüngeren Schwestern Sophia (13 Jahre alt) und Finja (5 Jahre alt) begleiten Tracy an den Besuchsmorgen. Auch mit dabei ist die Mutter: «Wir kommen gerade von einer Lektion Mathematik. Hätte man mir damals so attraktiven Unterricht geboten, dann würde ich heute auch mehr von Mathe verstehen», lacht Jasmin Miesen. Kaffeepause, feiner Kuchen und ein Moment für einen entspannten Austausch: «Wir sind gut angekommen hier in der Umgebung und freuen uns sehr, dass sich alle Kinder in den ersten sechs Monaten so schnell integriert haben – die Kleine im Kindergarten, die Mittlere an der Sekundarschule und Tracy an der Kanti!» Natürlich wäre so ein Neustart auch mit vielen Herausforderungen verbunden. «Ich vermisse meine Freundinnen aus Erpel im Alltag – und wahrscheinlich geht es meinen älteren Töchtern auch so.» Finja, die Kleine, daddelt an der Lern-App auf dem Handy rum. «Sophia versteht das Schweizerdeutsch schon am besten», erzählt die Mutter, die bereits nach wenigen Wochen eine Anstellung als MPA in Kreuzlingen gefunden hat. Die älteren Töchter ziehen los in den Chemie-Unterricht, die letzte Lektion am heutigen Besuchsmorgen.

Das heutige Lernen verändert sich

Nicht dabei sein kann an diesem Anlass Mirko Miesen, der Vater der Familie. Seine beruflichen Tätigkeiten sind mit Reiseverpflichtungen verbunden. Beratungen, Schulungen, Coachings – überwiegend noch in Deutschland. «Ich verfolge den Schulalltag meiner Kinder mit grossem Interesse», erzählt er zwei Tage vor dem Besuchsmorgen am Telefon. «Es fasziniert mich, wie die gesamte Kantonsschule, Jugendliche und Lehrpersonen, eine Einheit sind. Wir haben wahrgenommen, dass man an der Kanti auf die individuellen Bedürfnisse eingehen und gute Lösungen finden kann.» Das heutige Lernen werde sich mit neuen technischen Errungenschaften verändern, meint Mirko Miesen. «Eigene Gedanken entwickeln und kritisches Hinterfragen – das wird besonders auch in Zukunft sehr wichtig sein.

Jasmin Miesen, Mutter von Tracy, am Besuchsmorgen der Kanti Frauenfeld.

Text: Thomas Moll; Fotos: Andreas Graf