In unserer Projektwoche mit dem Thema Nachhaltigkeit durften wir unter anderem den Gemeinschaftsgarten in Frauenfeld besuchen, der im Jahre 2015 gegründet wurde und seit 2019 4500 Quadratmeter gross ist. Der Garten, der von ca. 10 Hobbygärtnerinnen und -gärtner gegründet wurde, hat heute 60 Mitglieder, die ihren Garten mit Freude pflegen, sowie 180 Inaktive Mitglieder, die von überallher kommen. Weil der Mitgliederbeitrag nur symbolische 20 Franken beträgt und Geräte von Stiftungen etc. finanziert werden, kann es sich jeder leisten und alle werden mit Freude aufgenommen. Jedoch hat der Garten nur beschränkt Platz, weshalb momentan zehn Leute auf der Warteliste stehen. Damit möglichst alle Wünsche erfüllt werden, kann jeder selbst entscheiden, ob er eine eigene Parzelle oder sich am der Kollektivbeet beteiligen will.
Ausserdem teilen sich alle zusammen ein Tomatenhaus, einen Kürbishügel und ein Kräuterbeet, dort darf sich jedes Mitglied Gemüse nehmen. Das Tomatenhaus wird mithilfe von Sonnenenergie automatisch und stetig bewässert. Fiona, die uns im Garten herumführte, sagte, dass es oft einen grossen Ansturm auf das Gemüse gebe und das es auch mal sein kann, dass jemand keine Tomaten bekommt. Jedoch hatten wir das Gefühl, dass im Gemüsegarten eine sehr gute Gemeinschaft herrscht. Wenn jemand einmal zu viel von einem Gemüse hat, steckt die Person ein Fähnlein daneben und schon wissen alle, dass jeder von dieser Pflanze ernten darf. Die Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner haben ausserdem einen eigenen Kompost angelegt und sie experimentieren immer wieder, um die Abfälle perfekt wiederzuverwerten.
Im Gemeinschaftsgarten gibt es einen sogenannten Gartenkoordinator, der eine 20% Stelle belegt. Ein- bis zweimal im Monat kommen die Gärtner aller Altersstufen und Nationalitäten zusammen, um gemeinsam zu arbeiten, zu verweilen oder Anfängern zu helfen, sich zurechtzufinden. Wenn einmal jemand seinen Garten vernachlässigt, machen die anderen darauf aufmerksam und man kommt evtl. zu einem Gespräch zusammen, schliesslich gibt es viele, die sich über den freigewordenen Platz freuen würden.
Um gegen die Sprachbarrieren vorzugehen, wurde jedem Migranten ein deutschsprechendes „Gotti“, ein deutschsprechender „Götti“ zugewiesen. Sie helfen, die E-Mails zu lesen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.
Es geschieht nur selten, dass Leute, die keine Mitglieder sind, etwas im Garten ernten. Und erfreulicherweise geschieht es fast nie, dass etwas demoliert wird. Fiona denkt, dass dies wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass die Leute sich nicht trauen in den Garten hineinzugehen. Die Gärtnerinnen und Gärtner würden sich jedoch freuen, wenn ihr Garten mehr zu einem öffentlichen Treffpunkt werden würde. Jeder ist dazu eingeladen, sich den Garten anzuschauen und unter den Pavillion zu sitzen, zu grillieren oder seine Geburtstagsparty dort zu feiern. Auch Schulklassen sind herzlich Willkommen. Die Mitglieder des Gemeinschaftsgartens freuen sich jedoch darüber, wenn man die Hunde an die Leine nimmt. Über das Jahr verteilt finden ausserdem viele Veranstaltungen statt, wie z.B. das Frühlings-, das Sommer- oder das Nachbarschaftsfest.
Im Winter wird die Erde gemulcht, damit sie sich erholen kann. Sonst wird aber eher der gesellschaftliche Teil gefördert, und es gibt Sitzungen, um das Vorgehen im neuen Jahr zu besprechen.
Da im Garten Menschen in jeder Altersstufe gärtnern und schon die Kleinsten mithelfen, darf etwas zum Spielen natürlich nicht fehlen. Für die Kinder gibt es im Garten einen abgegrenzten Bereich mit Spielhaus, wo sie spielen, buddeln und im Sommer sogar baden können. Dazu kommt ein Gartenkurs für Kinder, in dem sie jeden Mittwoch unter Anleitung zusammen ihre Gärtlein pflegen. Der Kurs wurde in gemeinsamer Arbeit mit Bioterra ermöglicht.
Neben dem Gemeinschaftsgarten betreibt der Verein auch noch an sieben Standorten Hochbeete aus welchen jeder, der will, ernten darf. Bei allen Standorten muss der Verein der Stadt unabhängig von der Grösse des Beetes nur symbolische 20 Franken Miete pro Jahr zahlen.
Aufgrund des niedrigen Mietgliederbeitrags ist es schwer den Garten zu finanzieren. Fiona meinte, es wäre zwar einfach für Projekte wie den Pavillon, der in der Mitte des Gartens zum Verweilen einlädt, Spender zu finden, aber jährliche Spender zu finden sei sehr schwierig. Auch wie es nach Vertragsende in 5 Jahren weitergeht, ist noch nicht klar, da für den Platz wahrscheinlich Bauprojekte vorgesehen sind. Wir hoffen für die Hobbygärtner, dass sie auch nach Ablauf dieser fünf Jahre weiterhin ihre Gärten pflegen dürfen oder einen neuen schönen Platz für ihren Gemeinschaftsgarten bekommen.
Autorin: Liv Ruchet, 1me, 26. Mai 2023