Während der heftige Schneefall Frauenfeld nahezu zum Stillstand bringt, wimmelt es in der Kanti von Menschen, die sich trotz ausfallender Züge und verschneiter Strassen den Weg zu ihrem Ziel gebahnt haben. Es ist Samstagmorgen, der 2. Dezember. Heute finden die langersehnten Maturaarbeitspräsentationen der 4m statt. Sie bilden den Abschluss eines individuellen Projektes, mit dem sich jede und jeder fast ein Jahr lang beschäftigt hat. Deutlich über hundert Vorträge sind angekündigt. Eine beeindruckende Vielfalt ist versprochen: Die Themen reichen von luzidem Träumen bis zum Recycling von Atommüll, von der Frage, wie die Räderkonstellation die Beschleunigung von Inlineskates beeinflusst bis zur Auseinandersetzung mit den Misständen der heutigen Kleider-Industrie. Um die 200 Menschen, Lehrpersonen, Schüler und Schülerinnen, Eltern, Geschwister, Verwandte und Bekannte, besuchen verschiedenste Vorträge, in vier Zeitfenster aufgeteilt, von 08:00 bis 11:45 Uhr.
Auch ich war Teil dieser Masse, um mir selbst ein Bild dieser Arbeiten zu machen. Dazu hörte ich mir vier Präsentationen an. Ob es nun um die Generation Z, die Auswirkung von Manipulation auf die Meinungsbildung oder die Erinnerungskultur im geteilten Deutschland ging, die Vortragenden haben ungefähr zwanzig Minuten lang - mithilfe von PowerPoint-Präsentationen - das Publikum in ihren Bann gezogen. Ich finde es faszinierend, dass sich all diese Leute für einen langen Zeitraum mit einem selbstgewählten Thema beschäftigt haben. Diejenigen, deren Präsentationen ich besuchte, haben diese Arbeit ernst genommen und sind zu einem sehenswerten – und zum Teil sogar sehr guten - Resultat gekommen. Auch von herausfordernden Fragen von Seiten des Publikums haben sich die meisten Vortragenden nicht beirren lassen: Souverän und ausführlich wurde ohne Stocken eine Antwort geliefert. Das zeigt, wie gut sie sich nun in ihrem Fachgebiet auskennen.
Mich selbst erwartet dieses Projekt in knapp zwei Jahren. Zum einen habe ich grossen Respekt davor. Ich habe erkannt, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ausdauer und Durchhaltevermögen werden verlangt, man muss Schwierigkeiten und Hürden überwinden. Und doch regt sich in mir auch eine Vorfreude, denn ich werde die Möglichkeit haben, mich in einen Sachverhalt zu vertiefen, der mich interessiert und begeistert! Und da schon die nächste Schwierigkeit: Die Themenwahl. Mir ist aufgefallen, dass fast alle der diesjährigen Themen sehr spezifisch und kleinteilig sind. Eine Schülerin der Kanti hat darauf eine Antwort: „Man sollte sich wohl kein allzu grosses Thema aussuchen, sonst kommt man nirgendwo hin.“ Denn schon die detailliertesten Fragestellungen bedeuten eine Menge Recherchearbeit, die eine Vortragende auch empfiehlt: „Lest alles durch, was ihr zu eurem Thema in die Finger bekommt, es lohnt sich.“
In der Abschlussarbeit mag es Herausforderungen und Komplikationen geben. Aber man hat gemerkt: es sind genauso viele Freuden und Erfolge, die bei den Matura-Präsentationen auf jeden Fall auch sichtbar sind.
Autorin: Malina Heymann, 2mb