Fragebogen: Simon Riediker, Geschäftsführer Kletterhalle Winterthur

Simon Riediker, 38, hat 2006 an der Kanti Frauenfeld die Matura gemacht. Nach dem Studium hat er die Kletterhalle «6aplus» in Winterthur aufgebaut. Das Klettern war schon während der Schulzeit wichtig: Er hat den Kletter-Freikurs besucht. Das Highlight: das Kletterlager in Arco am Gardasee.

Was schätzen Sie an Ihrer heutigen Aufgabe besonders?

Simon Riediker: Die Vielseitigkeit meiner Tätigkeiten: Ich bin umgeben von motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, kann Dinge organisieren, mache etwas Büro, baue Kletterrouten, bastle und repariere, kurz: Ich halte die Dinge in Schwung.

Wie sind Sie Geschäftsführer der Kletterhalle 6aplus in Winterthur geworden?

Simon Riediker: Während des Studiums habe ich in einer Kletterhalle in Zürich gejobbt und einen guten Freund und späteren Geschäftspartner kennengelernt. Als die alte Kletterhalle  «Block» am damaligen Standort vor der Schliessung stand, packten wir die Chance. Nach mehreren gescheiterten Versuchen und jahrelanger Planung konnten wir dann die Kletterhalle Winterthur aufbauen und betreiben. Damit ging mein beruflicher Wunschtraum in Erfüllung.

Wenn Sie auf Ihre bisherige Laufbahn zurückblicken: Gibt es Entscheidungen, die Sie bereuen?

Simon Riediker: Ich bereue nichts. Da und dort mussten wir Lehrgeld zahlen – das gehört dazu…

Welche weiteren beruflichen Ziele haben Sie?

Simon Riediker: Ich möchte den jetzigen Betrieb der Kletterhalle mit meiner Lebenspartnerin Damaris beisammenhalten, mit guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterentwickeln, da und dort modernisieren und ausbauen, unseren Kundinnen und Kunden ein tolles Klettererlebnis bieten und ein Ort sein, wo die Leute gerne hinkommen.

Hat sich damit der Berufswunsch aus Ihrer Kanti-Zeit erfüllt?

Simon Riediker: Nein. Ich habe mich für das Studium Sportwissenschaft entschieden, um später Sportlehrer werden zu können. Doch das Klettern kam dazwischen.

Welches waren die Highlights in Ihrer Kanti-Zeit?

Simon Riediker: Uff, es fällt mir schwer, darauf eine objektive Antwort zu finden. Ich fühlte mich in der Klasse und an der Kanti gut aufgehoben, wurde gefordert und gefördert. Mein Fokus lag wohl oft auf dem Sport. Reisen und Lager waren für mich immer Highlights.

Was ist Ihnen vom Kletterfreikurs in Erinnerung geblieben?

Simon Riediker: Natürlich das Kletterlager in Arco am Gardasee. Markus Kümin, unser Sportlehrer, hat das mit sehr viel Eigeninitiative organisiert und damit nachhaltig tolle Erlebnisse ermöglicht. Vielen Dank dafür!

Was war das Nützlichste und was das Unnötigste, das Sie an der Kanti gelernt haben?

Simon Riediker: Ans Unnötige kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Das vergesse ich ganz schnell und gerne. Nützlich war vieles, sogar die mühsamen Fremdsprachen, Matheprüfungen und Notendiktate. Als Schüler muss man manchmal die Scheuklappen aufsetzen und die Sinnfrage ignorieren. Es war eine Erleichterung, mich im Berufsleben etwas utilitaristischer orientieren zu können.

Welche Ratschläge würden Sie heutigen Kanti-Schülerinnen und Kanti-Schülern geben?

Simon Riediker: Ich bin sonst schon ein Klugscheisser. Deshalb verschone ich sie mit Ratschlägen. Auf alle Fälle ist es gut zu erfahren, dass es ausserhalb der Kanti-Bubble noch eine grosse Welt gibt – und dass Arbeiten genau so toll ist wie Studieren.

Wann haben Sie so richtig Glück gehabt?

Simon Riediker: Seit meiner Geburt immer wieder: Ich bin wohl behütet und geliebt aufgewachsen. Ich bin privilegiert, gesund und genügsam. Ich habe eine tolle Partnerin und Freundinnen und Freunde, mit denen ich Hobby und Beruf teilen kann. Und natürlich braucht es auch in den Bergen etwas Glück, um noch am Leben zu sein.

Welches Ereignis hat Ihr Leben verändert?

Simon Riediker: Ich habe vor elf Jahren meine Lebenspartnerin Damaris kennengelernt. Vorher war ich lange «single» unterwegs … Ich schätze unsere tolle Beziehung.

Wovor haben Sie Angst?

Simon Riediker: Gerade steht die Gesellschaft und die Politik global vor riesigen Herausforderungen, die wir gemeinsam lösen müssen. Ich habe Angst, dass wir die Lösungen verschlafen.

Womit belohnen Sie sich selbst?

Simon Riediker: Oft mit einem Saunabesuch am Feierabend. Das entspannt Körper und Geist.

Fragen: Stéphanie Maurer

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Steckbrief von Simon Riediker

Alter: 38 Jahre
Abschluss: Matura 2006, Schwerpunktfach Bio/Chemie
Studium: Bachelor Sportwissenschaften, Master BWL an der Uni Bern
Jetzige berufliche Situation: Geschäftsführer Kletterhalle Winterthur
Lieblingsklettergebiet: Tessin
Lieblingskletterbewegung: Kreuzzug aus einem richtig guten Untergriff 😉
Lieblingsklettersnack: Schoggi
Mein ganzer Stolz: Freude über Basteleien, Routenbau und Handwerk
Mein grösstes Laster: unangenehmen Dingen aus dem Weg gehen und prokrastinieren