Politik hautnah erleben – die Staatsbürgerliche Woche an der Kantonsschule Frauenfeld

In der Staatsbürgerlichen Woche der Kantonsschule Frauenfeld schlüpften die Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Parteien, bereiteten Debatten vor und brachten eigene Motionen ein. Unterstützung erhielten sie von Jungpolitikern verschiedener Parteien, die Einblicke in ihre Motivation gaben und wertvolle Inputs beisteuerten. Die Jugendlichen nahmen neue Perspektiven mit – und entdeckten, wie spannend Politik sein kann.

An der Kantonsschule Frauenfeld fand in dieser Woche die traditionelle Staatsbürgerliche Woche statt. Ziel des Projekts ist es, den Schülerinnen und Schülern Politik nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch erfahrbar zu machen. Dazu werden die Jugendlichen in Parteien eingeteilt, sie erarbeiten Positionen zu einer aktuellen Initiative und führen eine Debatte nach realem Vorbild. In ihrer Rolle als Parteivertreter entwickeln sie zudem eigene Vorstösse in Form von Motionen, die sie im Verlauf der Woche einbringen und diskutieren. So erleben die Jugendlichen den parlamentarischen Prozess aus nächster Nähe.

Unterstützung durch Jungpolitiker

Begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr von verschiedenen Jungpolitikern, die mit Rat, Erfahrung und kritischen Fragen zur Seite standen. Drei von ihnen – Marc Rüdisüli (Mitte), Marco Bortoluzzi (Junge SVP) und Maria Heizmann (Juso) – haben sich in einem kurzen Gespräch geäussert. Sie gaben nicht nur Einblicke in ihre persönliche Motivation und ihre Sicht auf politisches Engagement, sondern brachten auch wertvolle Inputs und Ideen zum Wochenthema sowie zu den Motionen der Schülerparteien ein.

«Macht Politik, sonst macht man Politik mit euch»

Warum es sich lohnt, bereits in der Schulzeit über Politik nachzudenken, darauf gaben die drei ganz unterschiedliche Antworten – und doch klang ein gemeinsamer Kern durch: Politik betrifft jede und jeden unmittelbar. «Entscheidungen haben Einfluss auf unser späteres Leben», betonte Marc Rüdisüli und rief dazu auf, Verantwortung zu übernehmen: «Macht Politik, sonst macht man Politik mit euch.» Auch Marco Bortoluzzi hob die Chance hervor, früh Verantwortung zu übernehmen und Netzwerke aufzubauen: «Je früher man Erfahrungen sammelt, desto besser.» Für Maria Heizmann wiederum liegt der Wert im Erlernen von Debatte und Selbstwirksamkeit: «Man kann etwas erreichen und profitiert davon – politisches Engagement gibt einem die Kontrolle in einer sich verändernden Gesellschaft.»

Persönliche Wege ins Engagement

Auf die Frage nach ihrer Motivation erzählten die drei sehr persönliche Geschichten. Rüdisüli schilderte, wie ein Auslandjahr in Neuseeland seinen Blick auf das Schweizer System schärfte und wie er die zunehmende Polarisierung in der Politik überwinden wollte. Heizmann fand über Jugendarbeit und das Jugendparlament den Einstieg. Für sie ist Politik ein Weg, aus passivem Konsum auszubrechen und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Bortoluzzi wiederum erinnerte sich an prägende Momente wie die Abwahl von Christoph Blocher und die Faszination, im direkten Austausch mit Menschen Lösungen entwickeln zu können.

Eindrücke der Schülerinnen und Schüler

Auch die Jugendlichen selbst ziehen ein klares Fazit. Elina Keller (4me) erklärte, sie habe durch die Arbeit in den Parteien «die Vorgänge im Parlament viel klarer verstanden» und erkannt, wie Motionen Diskussionen auslösen und gesellschaftliche Probleme sichtbar machen. Eliano Schmidt (4ma) betonte, dass die Woche sein Interesse für Politik generell geweckt habe: «Ich gehe am Sonntag an die Urne.» Für ihn wurde deutlich, dass die Jugend viel bewirken könne.

Cédric Salathé (4mb) zeigte sich überrascht von der Komplexität politischer Prozesse und hob die Exkursion ins SRF-Arena-Studio hervor: «Davor habe ich mich überhaupt nicht interessiert, jetzt habe ich sehr grosses Interesse an Politik.» Auch Eline Chanson (4ma) nahm konkrete neue Eindrücke mit: Sie wusste zuvor nicht, wie wichtig die Gespräche in der Wandelhalle sind, und lernte, «dass man sich zuhören muss und soll».

Politik als gelebte Verantwortung

Die Stimmen von Politikern und Schülern machten gemeinsam deutlich, worum es in der Staatsbürgerlichen Woche geht: Politik ist kein abstraktes Konstrukt, sondern gelebte Verantwortung. Die Jugendlichen konnten erleben, dass Engagement viele Gesichter hat – und dass es gerade in jungenJahren lohnt, den ersten Schritt zu machen.

Text: Dimitrije Prica / Bilder: Thomas Moll, Carmen Caderas, Jehona Tairi, Annina Van der Meijden