Im Leben von Simeon Wälti spielte Musik immer eine wichtige Rolle: Er gründete 2014 zusammen mit Dennis Koch und Jovin Langenegger die Rock-Pop-Band „The Rising Lights“, die schon bald grossen Erfolg verzeichnen konnte. Vor wenigen Monaten wagten die drei Musiker einen Neustart. Nun musizieren sie unter dem Namen JOSIDE und spielen Alternative Rock. Die ersten Veröffentlichungen erfolgten im September. Die Bandarbeit macht Spass, erfordert jedoch viel Arbeit und Herzblut. Eine zweite künstlerisch-kreative Passion von Simeon ist das Fotografieren und Filmen. Nach wenigen intensiven Jahren im Lehrberuf mit Foto- und Filmaufträgen in der Freizeit sowie Bandauftritten am Wochenende hat er sich im letzten Sommer selbständig gemacht und gleich einen Raketenstart hingelegt. Nach anfänglichen Zweifeln, ob er nicht ein zu grosses Risiko in der Selbständigkeit eingehe, darf Simeon auf ein positives erstes Jahr als Selbständigerwerbender zurückschauen. Inzwischen arbeitet er auch für verschiedene Agenturen, was die Kundenakquirierung einfacher macht. So hatte er auch Zeit, sich mit seiner ehemaligen Englischlehrerin zu einem gemütlichen Zmittag in Winterthur zu treffen. Dabei haben wir gemeinsam auf seine FMS-Zeit zurückgeblickt.
Simeon, was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deine FMS-Zeit zurückdenkst?
[hält kurz inne und lacht] Ganz klar das tägliche Gaudi mit meinem Klassenkollegen Andrin. Wir haben viel gelacht, auch mal etwas Unsinn gemacht, aber immer auf eine gute Art. Weiter habe ich während der Kanti-Zeit sehr vieles zum ersten Mal erlebt. Wir haben unsere Band gegründet und ersten Bühnenerfolg erlebt. Ich hatte meine erste langjährige Beziehung und darf auf diverse Freundschaften zurückblicken, die sich damals entwickelt haben und teilweise immer noch ein wichtiger Teil in meinem Leben sind.
Wie hat dich diese Zeit geprägt?
Zuerst hatte ich Zweifel, ob die FMS das richtige ist. Nach der FMS besitzt man bekanntlich noch keinen Berufsabschluss und muss weitere drei bis vier Jahre investieren für Studium und Praktika. Schlussendlich darf ich jedoch zurückblicken und feststellen, dass alles super aufgegangen ist. Wichtig ist sicher, dass man sich selbst klar ist, wieso man die FMS macht und in welche Richtung man sich entwickeln möchte. Eine erste Weichenstellung geschieht bereits mit der Festlegung des Schwerpunktes (Pädagogik, Gesundheit, soziale Arbeit). Heute will ich die Zeit an der FMS nicht missen. Sie hat mich stark geprägt, vor allem durch die vielen Menschen und diversen Anlässe, die ich in bester Erinnerung habe. Mir wurde ein fruchtbarer Nährboden für Erfahrungen geboten, und ich hatte genügend Freiraum für ausserschulische Aktivitäten wie unsere Band „The Rising Lights“. Wenn ich so zurückblicke, frage ich mich, wie ich das alles energiemässig überhaupt bewältigen konnte. Unterricht bis ca. 16 Uhr, dann proben und Songtexte schreiben inklusive Videoproduktionen und Videoschnitt bis 23 Uhr, dann nach Hause, allenfalls noch etwas Voci büffeln, ein paar wenige Stunden ins Bett und am Morgen wieder an die Kanti. Heute könnte ich das so nicht mehr…
Wo hättest du im Nachhinein mehr profitieren sollen?
Gute Frage… Ich denke, ich bin regelrecht ins Kanti-Leben eingetaucht und hatte so die volle Experience. Ja, ich würde es nochmals ähnlich machen, aber sicher die Schulzeit mehr geniessen. Heute bin ich mir bewusst, dass ich damals noch keine echten Sorgen hatte, und diese Leichtigkeit hätte ich rückblickend gerne etwas bewusster genossen.
Gibt es etwas, das du in deiner Schulzeit bei uns vermisst hast?
Nein, da fällt mir nichts ein. Genossen habe ich insbesondere die diversen Anlässe, bei denen ich auch Schüler:innen anderer Abteilungen begegnet bin. Ich habe gehört, dass zum Beispiel das Sommernachtsfest schon länger nicht mehr stattfindet. Es ist schade, wenn bei schulischen Anlässen gespart wird.
Was wünschst du dir für die Zukunft der FMS?
Als Primarlehrer blicke ich etwas skeptisch auf den Umgang mit und Einsatz von elektronischen Devices. Da denke ich, dass mehr Potential besteht, als effektiv im Unterricht zum Zug kommt. Auch betreffend künstliche Intelligenz sind wir noch in den Kinderschuhen und hinken der technologischen Entwicklung nach. Hier sollte man an der Kanti das Maximum rausholen, den Umgang bzw. nützliche Anwendungsmöglichkeiten im Unterricht besser schulen. Warum gibt es nicht ChatGPT Pro für die ganze Schülerschaft, damit alle die gleichen Voraussetzungen haben? Der Fokus sollte anschliessend auf einer kreativen Anwendung dieser auch sehr tollen Tools liegen. In Zukunft wird gewinnen, wer die Tools am besten in Prozesse integriert und nicht wer sich per se dagegen wehrt. Und im Gespräch bleiben mit den Schüler:innen – das ist wohl das Allerwichtigste.
Interview: Janine Landolt-Spiegel (LAJ), 11. November 2024, Altstadt Winterthur