Was macht eigentlich ... Moritz Hagen?

Vom IMS-Absolventen mit einer Vorliebe für Literatur und Geschichte zum Media Manager bei SRF: Moritz Hagen hat schon als Schüler Freude daran gehabt, Technik mit Geisteswissenschaften zu verbinden. Elf Jahre nach seinem Abschluss blickt er auf seinen vielseitigen Werdegang zurück und sagt, wie ihn die IMS geprägt hat.

Ein regnerischer Vormittag im Oktober – wir finden gerade noch einen Platz im stark frequentierten und beliebten Café Hubertus in Zürich-Albisrieden. Bei einer Tasse Kaffee erinnern wir uns an die Zeit, die Moritz bei uns an der IMS verbracht hat. Ich erinnere mich gut an die lebendige und manchmal auch anstrengende Klasse, in der Moritz ein ruhiger Pol war – äusserst interessiert an Literatur und Geschichte, wie es eher selten ist für einen IMSler.

Moritz in der Klasse 1i im Jahr 2010.

Nun sitzt er mir elf Jahre nach seinem Abschluss gegenüber und erzählt, wie ihn die Kombination von Informatik und Geisteswissenschaften durch sein Leben begleitet. Nach dem Praktikum bei der ZHAW absolviert er den Passerellen-Lehrgang an der TSME und erwirbt die Matura. Dann folgt der Zivildienst, den er im Spital Münsterlingen im IT-Support absolviert, und 2016 nimmt er das Studium der Philosophie und Filmwissenschaft an der Universität Zürich auf. Ein Dozent weist ihn während des Studiums auf die Möglichkeit eines Praktikums beim Startup Cinefile hin, wo er prompt die Stelle erhält. Während der schlussendlich fünf Jahre langen Anstellung widmet er sich den Arthouse-Filmen. Zu seiner Arbeit gehört unter anderem das Verfassen von Film-Kritiken sowie die technische Aufbereitung von Filmen für die Streaming-Plattform.

Vor zwei Jahren wechselte Moritz zu SRF, wo er für ähnliche Arbeiten zuständig ist wie bei Cinefile. Als Media Manager verantwortet er den internen und externen Austausch von Mediendateien sowie deren Verwaltung und Archivierung. Der Grundstein des technischen Verständnisses, das er bei seiner Arbeit braucht, geht klar auf seine Ausbildung an der IMS zurück.

Moritz, wieso hast du dich damals für die IMS entschieden und wie hat diese Zeit dich geprägt?

Moritz Hagen: Zu Beginn war die IMS lediglich Plan B. Ich hatte eine Lehrstelle als Lebensmitteltechnologe in Aussicht. Leider wurde die Firma geschlossen, und so habe ich mich an der IMS beworben. Rückblickend bin ich froh darum, da mir die Kombination von Berufs- und Allgemeinbildung sehr zugesagt hat. Ich ging gerne zur Schule und habe dort gemerkt, dass es mich in Richtung Geisteswissenschaften zieht. Für meinen Werdegang war es zudem von Vorteil, dass ich zusätzlich zum Fähigkeitszeugnis die Berufsmatura erwarb. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Wochen an der IMS, die mir auf der sozialen Ebene eine ziemlich neue Welt eröffneten. In Hüttwilen, wo ich aufgewachsen bin, war ich mehr oder weniger mit den gleichen Klassenkameraden unterwegs, vom Kindergarten bis in die Sek. An der IMS war ich plötzlich Teil einer Klasse mit 20 Jungs und lediglich einem Mädchen, und ja, es war immer viel los in unserer Klasse.  

Wo hättest du im Nachhinein mehr profitieren wollen?

Moritz Hagen: Ganz klar beim Programmieren. Ich kam zwar gut mit im Unterricht, jedoch fehlte mir das übergeordnete Verständnis. Heute bin ich mir viel stärker bewusst, welche konkreten Anwendungsbereiche es gibt. Rückblickend denke ich auch, dass ich generell mehr von der Breite der Fächer hätte profitieren können. Ich konzentrierte mich damals auf diejenigen Fächer, die mir leicht fielen. Heute würde ich auch in den Bereichen ausserhalb meiner Komfortzone mehr Engagement zeigen wollen.  

Gibt es etwas, das du in deiner Schulzeit bei uns vermisst hast?

Moritz Hagen: Nein, in der Schule nicht. Was etwas unglücklich verlief, war mein Praktikum bei der ZHAW. Zuerst wurde ich hauptsächlich im IT-Support eingesetzt und erhielt wenig konkrete Programmieraufgaben. Ich glaube, es wäre hilfreich gewesen, wenn jemand von der Schule in der Mitte des Praktikums nachgefragt hätte, ob ich effektiv das lerne, was mir das Praktikum mitgeben sollte.

Was ist in deinen Augen wichtig für die Zukunft der IMS?

Moritz Hagen: Ich sehe einen grossen Vorteil in der Breite der Ausbildung und hoffe, dass das so bleibt. So erwirbt ein Schüler die Grundlage, um sich in den eigenen Stärken, Begabungen und Neigungen zu finden. Mit dieser Breite bleibt man auch flexibel, falls es einen später in eine andere Branche zieht.

Interview: Janine Landolt-Spiegel (23. Oktober 2025, Zürich-Albisrieden)

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Zur Person: Moritz Hagen hat 2014 die Informatikmittelschule (IMS) abgeschlossen. Das dazugehörige Praktikum absolvierte er am Institut für Wirtschaftsinformatik der ZHAW. Nach dem Passerellenkurs an der TSME folgte der Bachelor of Arts in Philosophie und Filmwissenschaften an der Universität Zürich im Jahr 2020, dann ein Praktikum und eine Festanstellung bei Cinefile in Zürich, einem Streamingportal für Arthouse-Movies, Dokus, Kino- und Kinderfilme. Aktuell ist Moritz Hagen Media Manager bei SRF, und zwar in der Abteilung Media Exchange (MEX) im Leutschenbach (Zürich).

Abschlussklasse 3i im Jahr 2013.