
Möchtest du etwas Neues erleben, eine neue Kultur kennenlernen, Bekanntschaft mit Leuten aus aller Welt machen und ganz viele Erfahrungen sammeln, die dir für immer in Erinnerung bleiben? Dann ist ein Auslandsjahr genau das Richtige für dich! Wenn du ein halbes oder ein ganzes Jahr bei einer Gastfamilie im Ausland lebst, eine andere Sprache sprichst und eine neue Schule besuchst, wird dir das Fremde vertraut werden – und vielleicht sogar zu einem zweiten Zuhause.
Informieren, informieren, informieren
Das bedarf allerdings einiger Vorbereitungen und ist ein langer Prozess – ich habe ungefähr eineinhalb Jahre vorher damit begonnen. Doch es lohnt sich! Erst einmal hilft es, sich zu informieren. Im September findet zum Beispiel an der Kanti jeweils ein Informationsabend statt, an dem Organisationen vorgestellt werden, die solche Programme anbieten. Ausserdem finden sich ganz viele Informationen und Erfahrungsberichte auf Social Media und im Internet – hier empfehle ich Intermundo (www.intermundo.ch).
Das ist ein Dachverband, der dich zu den unterschiedlichen Organisationen weiterleitet. Auf deren Websites werden die Destinationsländer einzeln vorgestellt sowie auch die Programme (Dauer, Kosten, Schulen, etc.). Bevor du dich mit einer oder mehreren Organisationen in Verbindung setzt, sprich mit deinen Eltern. Ein Auslandsaufenthalt ist ein grosser Schritt – nicht nur für dich, sondern auch für deine Familie.
Passt du zu uns? Passen wir zu dir?
Nun kannst du einer oder zwei der Organisationen ein Mail schreiben und nach mehr Informationen verlangen – bestenfalls hast du schon Ideen, welche Länder dich ansprechen, um spezifisch nach diesen Program- men zu fragen. Das hilft, damit du dir ein genaueres Bild davon machen kannst, was dich erwarten könnte.
Ungefähr zwei Monate nach der Kontaktaufnahme bitten viele Organisationen um ein Interview mit dir. Dazu kommt jemand zu dir nach Hause, um dich und deine Eltern besser kennenzulernen. Im Gespräch stellt die Vertretung der Organisation die für dich interessanten Austauschprogramme detaillierter vor und entscheidet gleichzeitig, ob du dafür passend bist und es auch wirklich ernst meinst.
Ich entscheide mich für euch!
Falls du immer noch Feuer und Flamme bist, ein Abenteuer zu erleben, musst du dich jetzt für eine Organisation entscheiden, mit der du anschliessend die weiteren Schritte gehst. Das läuft bei jeder Organisation etwas an- ders ab, deshalb berichte ich nun, wie es bei mir weitergegangen ist – ich habe mich für die Organisation «International Experience Switzerland» entschieden.
Ich musste mich im Onlinesystem meiner Organisation anmelden und eine Short Application mit persönlichen Daten und Fragen ausfüllen. Nachdem diese angenommen worden war, wurde es ernst: Per Post wurde uns der Vertrag zugeschickt, der von mir und meinen Eltern dann ungefähr ein Jahr vor Abreise unterzeichnet wurde – was ziemlich früh ist. Von nun an war ich offiziell dabei und es gab kein Zurück mehr.
Formulare, Formulare, Formulare
Nach der Vertragsunterzeichnung musste ich wiederum viele Formulare ausfüllen, damit sich meine Gastfamilie schon vor meiner Ankunft ein Bild von mir machen konnte. Dabei waren Fragen wie «Was sind deine Hobbys?» und «Was sind deine Lieblingsfächer?», aber auch ein digitales Fotoalbum, eine Medical History, mein Semesterzeugnis und eine Empfehlung einer Lehrperson. Ausserdem musste ich beim Abteilungsleiter der Kantonsschule Frauenfeld ein Gesuch einreichen, damit meine Schule meinem Auslandsjahr ausdrücklich zustimmen konnte.
Weil ich mehr als ein halbes Jahr wegbleiben sollte, musste ich mich schon damals entscheiden, ob ich nach dem Auslandsaufenthalt mein «verpasstes» Schuljahr wiederholen will – oder ob ich mit meiner Klasse direkt in das letzte Schuljahr einsteigen würde. Nach Absprache mit meinen Lehrpersonen habe ich mich für letzteres entschieden. Das bedeutete aber, dass ich eigenständig den verpassten Stoff nachholen musste. Das hat gut geklappt, aber es kommt sehr darauf an, wie leicht dir die Schule fällt. Entspannter ist es auf jeden Fall, eine Klasse zu «wiederholen».
Abwarten – bis die aufregende Mitteilung kommt
Nachdem das alles erledigt war, hiess es warten. Die Informationen wurden der Partnerorganisation im Ausland zugestellt, die sich nun mit mir beschäftigte. In den folgenden Monaten wurde nach einer passenden Region, Gastfamilie und Schule für mich gesucht. Anfang Juni – also knapp drei Monate vor meiner Abreise – hatte ich das sehnsüchtig erwartete Mail mit dem Betreff «Placement Confirmation» im Posteingang. Erst jetzt erfuhr ich, wo genau ich mein nächstes Jahr verbringen würde.
Nach dieser aufregenden Mitteilung stand bei mir zwei Monate vor Abreise das Vorbereitungswochenende der Organisation an. Ich verbrachte zwei Tage und eine Nacht im süddeutschen Lindau und traf dort auf viele Jugendliche, die ebenfalls planten, ein Auslandsjahr zu absolvieren – in Irland, England, in den USA, aber auch in Spanien, Frankreich oder Dänemark. Das Wochenende ist dazu da, um dich perfekt auf die Monate im Auslandsjahr vorzubereiten. Hier werden unter anderem auch Erwartungen, Ängste, Geld und Sprachprobleme thematisiert.
Letzte Sachen erledigen – und los geht’s!
Dann dauert es nur noch wenige Monate bis zum Abflug. Nimm Kontakt zu deiner Gastfa- milie auf, kümmere dich mit deinen Eltern um eine Kreditkarte fürs Ausland und schreibe eine Packliste. Fange frühzeitig an zu packen – schliesslich brauchst du Klamotten, die dich mehrere Monate lang nicht langweilen.
Am 23. August 2024 war es für mich so weit. Ich flog zum ersten Mal in meinem Leben nach Dublin in Irland. In den ersten zwei Tagen fand ein Welcome Camp der Partnerorganisation statt. Ich lernte Italiener und Spanier, viele Deutsche und auch ein paar Franzosen kennen, die ebenfalls ein ganzes oder halbes Jahr in Irland verbringen würden. Die Tage waren gefüllt mit Kurzseminaren und Waldaktivitäten, Marshmallow-Grillieren und ganz viel Tischtennisspielen. Dann kam das Aufregendste: Die Gastfamilie persönlich kennenlernen – und damit auch das Zuhause für die nächsten Monate, welche dir für immer in Erinnerungen bleiben werden.
Malina Heymann (4mb)
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Neben dem Auslandsjahr (vgl. Text oben) gibt es an der Kantonsschule Frauenfeld weitere Möglichkeiten, in eine andere Sprache einzutauchen. So kannst du im Herbst jeweils nach Frankreich, England oder Spanien reisen (von der Kanti organisiert) oder einen mindestens zweiwöchigen Sprachaufenthalt absolvieren (selbstorganisiert) – und das dritte Gymijahr lässt sich in Yverdon verbringen.
Viele Möglichkeiten für einen Sprachaufenthalt im Herbst
Im Herbst findet ein optionaler, von Lehrpersonen begleiteter Sprachaufenthalt im französischen Antibes (2m) oder in Südostengland (3m, 3f) statt. Während zwei Wochen (Sonderwoche und erste Herbstferienwoche) lebst du mit einem Kollegen bzw. einer Kollegin in einer Gastfamilie, besuchst jeden Morgen eine lokale Sprachschule und unternimmst gemeinsame Ausflüge. Alternativ, mit Schwerpunkt Spanisch, kannst du einen Sprachaufenthalt in Madrid machen (3m; von Lehrpersonen organisiert, aber nicht begleitet) – oder du organisierst deinen eigenen Sprachaufenthalt (3m; mindestens zwei Wochen).
Genaueres erfährst du im Februar an der Infoveranstaltung für die 1m- und 2m-Klassen. Nach der Infoveranstaltung erhältst du im Sekretariat ein Anmeldeformular. Anmeldeschluss für den Sprachaufenthalt ist in der ersten Märzhälfte.
«Maturité bilingue»: Ein Jahr in der Westschweiz zur Schule gehen
Die mehrsprachige Schweiz bietet dir die Chance, im Inland einen Sprachaufenthalt zu machen. Dank der Partnerschaft zwischen der Kanti Frauenfeld und dem Gymnase d’Yverdon kannst du das dritte Ausbildungsjahr in der Westschweiz verbringen. Du wohnst bei einer Gastfamilie und besuchst das Gymi in Yverdon. Da die Zugfahrt von Frauenfeld in den Kanton Waadt nur knapp drei Stunden dauert, kannst du ab und an fürs Wochenende nach Hause zurückkehren. Nach dem einjährigen Aufenthalt schliesst du die Kanti mit deiner Klasse in Frauenfeld ab. Du schreibst deine Maturitätsarbeit auf Französisch und erwirbst so die eidgenössisch anerkannte Maturität, die «Maturité bilingue».
Mehr zum Aufenthalt erfährst du an der Infoveranstaltung für Auslandsjahre im September. Bei weiteren Fragen kannst du dich jederzeit an den Abteilungsleiter Andreas Graf wenden.
Malina Heymann (4mb)
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Malinas «Post aus Irland»
Wer mehr von Malina Heymann und ihrem Irlandjahr erfahren will, findet hier auf «pause online» drei Erlebnisberichte.
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Was kostet ein Jahr im Ausland?
Ein einjähriger Auslandsaufenthalt kostet je nach Land und Organisation 5000 bis 25000 Franken im Voraus. Für Taschengeld, Flüge, Ausflüge etc. sind weitere 2000 bis 5000 Franken einzuplanen. Malinas Jahr in Irland hat rund 20000 Franken gekostet.